Notizen aus Spanien

In Spanien gab es letztes Jahr 36 % mehr Demos als in den fünf vorangegangenen Jahren – im Schnitt 60 am Tag. Experten gehen davon aus, dass 15m daran nicht ganz unbeteiligt war. Für das Jahr 2012 wird erwartet, dass der Rekord vom Vorjahr noch übertroffen wird…
(Quelle: 20 minutos)

… wenn in einem Land, in dem 1,3 Millionen Wohnungen leer stehen, 50.000 Menschen kein Dach über dem Kopf haben, weil sie beispielsweise zwangsgeräumt wurden, halte ich es für unausweichlich, dass die Protestzahlen in die Höhe schnellen und die Empörung nicht abkühlt. Ein gutes Zeichen dafür, dass Mitgefühl und Zusammenhalt noch lebendige Werte sind.
(Quelle: Eco diario – el economista)

Aus den E-Mails, die Wikileaks ans Tageslicht brachte, geht hervor, dass Stratfor die Indignados von 15m als potentiell gefährlich einstufte und darüber beriet, „ihre Anführer zu überwachen“. Dumm nur, dass es bei einer horizontalen Bewegung keinen Anführer gibt. Aber das werden manche Leute wohl einfach nie verstehen.
(Quelle: Público)

Vielleicht sollte Stratfor lieber die berüchtigte katalanische Polizeitruppe Mossos d’Esquadra überwachen. Sie fallen immer wieder durch unangemessene und brutale Gewalt auf. Bei den Demonstrationen in Barcelona zum Generalstreik in Spanien feuerten sie mit Gummigeschossen auf die Teilnehmer. Ein 26-jähriger Mann verlor dabei ein Auge, bei einem 36-jährigen kämpfen die Ärzte immer noch um die Sehkraft seines rechten Auges.

Eigentlich sind solche direkten Schüsse auf Menschen untersagt, vorgesehen ist, dass auf den Boden gefeuert wird und die Gummigeschosse dann abprallen. Leider zeigt die Erfahrung, dass die Polizei schalten und walten kann, wie sie will, ohne jemals dafür belangt zu werden. (Jüngste Beispiele: Barcelona und Valencia)
(Quelle: El Periódico)

Nachtrag 05.06.2012: Iñigo Cabacas, ein 28-jähriger Fußballfan, wurde durch ein Polizei-Gummigeschoss getötet. (Quelle: Publikative)

In Stuttgart nannten sich betagtere Demonstranten zuweilen selbstironisch renitente Rentner. Etwas Vergleichbares gibt es auch in Katalonien. Um die Jugend bei ihrem Kampf für soziale Gerechtigkeit tatkräftig zu unterstützen, schlossen sich deren Großeltern unter dem nicht minder selbstironischen Namen Iaioflautas zusammen. „Perroflauta“ (Gammler, Straßenmusiker) wurden die jungen Indignados von den Politikern abschätzig genannt, „iaio“ heißt Großeltern im Katalanischen.
Diesen Artikel über die iaioflautas lege ich euch ans Herz:
„Spanien: Die rebellischen Großeltern des 15M“Readers Edition

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