Die spanische Revolution: ¡Democracia Real Ya! (Wahre Demokratie jetzt!)

Abermals aktualisiert und erweitert: Link-Liste im Anhang

Seit Sonntag, dem 15. Mai, protestieren Tag für Tag mehr als hunderttausend Spanier in über 50 Städten gegen Sparmaßnahmen, Perspektivlosigkeit, die Rolle der Banken und Parteien während der Finanzkrise, Bankenrettung, steigendes Rentenalter und Jugendarbeitslosigkeit *. Sie versammeln sich auf den zentralen Plätzen der Städte und demonstrieren friedlich für eine bessere Zukunft und „¡Democracia Real Ya! (Wahre Demokratie jetzt!)“. Wie die Ägypter Anfang des Jahres auf dem Tahrir-Platz, haben auch die spanischen Demonstranten über Nacht ihr Lager auf einigen Plätzen aufgeschlagen. Es kam jedoch bereits zu Räumungen durch die Polizei. Aus Protest gegen die Festnahmen vom Sonntag fanden auch gewaltfreie Sitzblockaden statt.



Die Menschen haben allen Grund unzufrieden zu sein und Änderungen zu fordern: Spanien hat in der Eurozone die höchste Arbeitslosenquote (21,3 %). 4,9 Millionen Menschen sind ohne Arbeit in Spanien. Das Wirtschaftswachstum betrug im ersten Quartal dieses Jahres gerade einmal 0,3 % **.Unzufriedenheit herrscht auch mit dem politischen Zwei-Parteien-System ***. Näheres zur politischen Lage Spaniens auf Telepolis.

Aufgerufen wurden die Massendemonstrationen durch die Plattform Democracia Real Ya *, deren Manifest mittlerweile in einigen Sprachen verbreitet wird. Zentrale Aussage und Forderung ist „No somos mercancía en manos de políticos y banqueros“ (Wir sind keine Ware in den Händen der Politiker und Bänker)“. Eine Übersetzung des Manifests ins Deutsche kann auf dem Spreeblick-Blog nachgelesen werden.

Was das Neue, Einmalige, an diesen Demonstrationen ist? Sie sind nicht an eine bestimmte politische Ideologie gekoppelt, nicht an bestimmte Parteien. Menschen aller Altersgruppen sammeln sich und protestieren gegen eine Regierung die von Bankern und Lobbyisten gekauft ist, sich von der EU kaputtsparen lässt und es den jungen Menschen die Möglichkeit nimmt einen menschenwürdigen Lohn zu erhalten.

Anders als aber bei den Demonstrationen in Nahen Osten bei denen alle Medien schnellstmöglich vor Ort waren um live zu berichten und damit für eine mediale Unterstützung dieser Bewegungen sorgten, ist in der spanischen Presse so gut wie nichts darüber zu hören, zu lesen oder im TV zu sehen. Hat man Angst vor griechischen Verhältnissen?

Und warum haben deutsche Medien nicht berichtet, wenn in Europa Massendemonstrationen in 50 Städten beginnen und sich auf insgesamt ca. 70 Städte ausbreiten? Warum kann man nur auf Twitter und Facebook Fotos, Filme usw. zu diesen Geschehnissen finden?

Hat die deutsche Pressemafia etwa Angst vor dem deutschen Prekariat? Will man vermeiden das der Funke überspringt und sich das „Länderdomino“ in Europa fortsetzt? (aus dem Blog von Rafael Eduardo Wefers Verástegui)

Obwohl auch für heute wieder Massendemonstrationen in zahlreichen Städten angekündigt sich, hüllt sich die Presse nach wie vor in Schweigen. Wer sich weiter über dieses Thema informieren möchte, dem bleibt nur das Internet. Ein guter Einstieg ist Twitter. Verwendet die Hashtags #Acampadasol oder #SpanishRevolution bei der Suche und folgt rafaelwv, der auch auf deutsch twittert. Helft dabei mit, Informationen über die spanische Revolution und ihre gerechtfertigten Forderungen zu verbreiten.
¡El pueblo unido jamás será vencido! (Vereint wird das Volk niemals besiegt)

Links zu Seiten, die sich mit dem Thema beschäftigen:

DemocraciaRealYa.es
„No somos mercancía en manos de políticos y banqueros“ (Wir sind keine Ware in den Händen der Politiker und Bänker)
Die Seite der Mitinitiatoren der Demonstrationen, mit dem Manifest auf verschiedenen Sprachen (Spanisch, Englisch, …)

* Washington Post
„Tens of thousands march in Spain to protest against austerity measures, banks, politicians“
Kurzer Bericht auf englisch über den ersten Tag der Demonstrationen und die Hintergründe, die dazu geführt haben

**Blog von Rafael Eduardo Wefers Verástegui
„Was ist los in Spanien und was bedeuten #15m #15mani #democraciarealya und #spanishrevolution“
Erläuterung der Hintergründe der Demonstrationen und Kritik an den Medien, die ihn totschweigen. Rafael Eduardo Wefers Verástegui berichtet auch über Twitter auch live.

*** Telepolis
Jugend „ohne Job, ohne Wohnung, ohne Pension und ohne Angst“ – Proteste in Spanien jenseits der Gewerkschaften und der Parteien: Tausende wollen keine „Ware von Politikern und Bankern“ mehr sein
Detaillierter Einblick in die politische Lage Spaniens, die Auslöser für die Unzufriedenheit war

Video: Die Polizei räumt die Puerta del Sol

linksunten.indymedia.org
„in Spanien finden mächtige Massendemonstrationen gegen die unsoziale, neoliberale Politik der Regierug statt und in den Medien in Deutschland? Nichts. In Spanien selbst? Nichts. Wer sich ein Bild von der Situation in Spanien machen möchte, ist auf Twitter, Facebook und YouTube angewiesen.“
Kurze Beschreibung, Medienkritik und als Einstiegspunkte Links zu Blogs und Online-Galerien

Mimpression.Blogspot.com
Die Facebook-Revolte ist in Spanien angekommen. Unter dem Motto „Echte Demokratie – Jetzt!“ versammeln sich seit dem Wochenende in allen größeren Städten des Landes Zehntausende von Jugendlichen.
Sehr fundierter Artikel, wie es so weit kommen konnte, dass Spanien immer weiter verarmt und Bericht über die Besetzung des zentralen Platzes in Madrid mit anschließender Räumung. Sehr professionelle Fotos!

Video: Resumée über den 15. Mai – democracia real Ya
Eindrücke, wie bunt und friedlich der Widerstand sich auf der Straße zeigt und viele eingeblendete Botschaften auf spanisch.

Spreeblick.com
„Regierungsproteste in Spanien – Nobody expects the #spanishrevolution – Man verzeihe bitte mein Wortspiel in der Überschrift, doch ob der Absurdität, dass man in deutschen als auch generell europäischen Medien gerade noch vergeblich nach Informationen zu den aktuellen Protesten in Spanien sucht, scheint es gewissermaßen doch wieder relativ angemessen.“
Guter Einstieg in das Thema – hier liegt das Manifest von Democracia real Ya (Wahre Demokratie jetzt!) auch in deutscher Sprache vor

taz.de
„Spaniens Jugendliche und Studenten rebellieren gegen die schlechten Zukunftsaussichten. Der Protest, der in allen größeren Städten stattfindet, wird übers Netz organisiert.“
Die taz war und die erste und ist bis jetzt die einzige mir bekannte deutsche Zeitung, die sich des Themas annahm

ConecentracionSolMadrid.Blogspot.com
Live-berichterstattung vor Ort auf spanisch – mittlerweile umgezogen auf Madrid.TomaLaPlaza.net. Zusätzlich auch Berichterstattung via Twitter

Noticias.LaInformacion.com
„A partir de las 20.00 horas esta nueva protesta, convocada a través de las redes sociales y páginas web de internet, ha reiniciado sus reivindicaciones al grito de „Que no, que no, nos representan“. Entre los manifestantes se ha podido ver cacerolas y numerosas pancartas con lemas como ‚ZP nos falló y nos reprime‘ o ‚No hay tanto pan para tanto chorizo‘.“
Kurzer Bericht auf spanisch über die ersten Demonstrationen mit einem Video das zeigt, was für Menschenmengen sich versammelt haben.

Fotostrecke auf der Internetseite der spanischen Zeitung El País

Interview von Ohrfunk.de mit Rafael Eduardo Wefers Verástegui über die spanische Revolution

SpanishRevolution.eu
Nach dem Vorbild von cams21.de spontan erstellte Seite, auf der Live-Streams über die spanische Revolution gebündelt werden. Ein Beispiel dafür, wie schnell etwas auf die Beine gestellt werden kann und wie groß die internationale Hilfsbereitschaft und Solidarität ist!

Fakeblog.de
„Liebe Medien, was ist denn jetzt mit Spanien?“
Der Fakeblogger fragt zurecht, warum die Medien nicht über die spanische Revolution berichten

Blog von Fefe
„Länderdomino: Massenproteste in Spanien. Die Proteste richten sich gegen die Richtung, in der die Politik läuft. Die Unzufriedenheit richtet sich gegen Banker und Politiker, der Protest gegen die Sparmaßnahmen und die damit einhergehenden anti-sozialen Reformen. Die Proteste laufen in fünfzig (!) Städten parallel und waren per Social Media im Internet koordiniert worden.“

TextundBlog.de
„Tausende Spanier demonstrieren: DemocraciaRealYA“
Kurzer Bericht mit einigen sehr interessanten Links zum Thema

Video: Filmsequenzen der Demos mit jeweils Städtenamen und geschätzten Teilnehmerzahlen als Texteinblendung

Aktualisierung – neue Links

Metronaut.de
„In Spanien ist, weitgehend von medialer Berichterstattung ignoriert, eine breite Protestbewegung entstanden, die am 15. Mai etwa 100.000 Menschen auf die Straße gebracht hat. Auch heute waren wieder zehntausende auf den Straßen.“
Das Manifest auf deutsch

tagesschau
„Junge Spanier protestieren gegen Wirtschaftsmisere“
Endlich haben sie das Thema auch entdeckt… oder konnten/wollten es nicht länger totschweigen

der Freitag
Umfangreiche Link-Liste

CNN
„Thousands protest economic crisis, high unemployment in Spain“
Ausführlicher Bericht auf englisch

breakfastpaper.de
„Massenproteste in Spanien: Mehr und mehr Menschen gehen auf die Straße“
Kurzer Bericht und Karte der Proteste

DerStandard.at
„Tausende bei Protest gegen Sparkurs“
Kurzer aber detaillierter Bericht

Meedia.de
„Proteste gegen soziale Ungerechtigkeit in Presse ignoriert – Spanien und die Blindheit der Medien“
Fasst zusammen und erklärt Hintergründe

Indymedia.org
„Spanien, Funkenflug über das Mittelmeer“
zieht Vergleiche zu arabischem Aufstand und bietet auch eine deutsche Version des Manifests

Spiegel Online
„Massendemos – Job-Misere treibt Spaniens Jugend auf die Straße“
Vier Tage nach Demonstrationsbeginn: auch der spanische Korrespondent des Spiegels kam auf seiner Schnecke endlich angeritten und überbrachte die Neuigkeiten.

Blog des bayerischen Rundfunks
„Eigentlich dachte ich ja immer, dass ich ganz gut informiert bin. Ich lese Zeitung und schaue regelmäßig Nachrichten im Fernsehen. Aber was da gerade in Spanien los ist, habe ich irgendwie nicht mitbekommen. Da gehen seit Sonntag im ganzen Land vor allem junge Menschen auf die Straße.“
Fasst sehr schön zusammen, wie es wohl den meisten Menschen geht, die sich kopfschüttelnd wundern, warum wir nicht informiert werden über die Mainstream-Medien. Hier findet sich auch ein weiteres aufschlussreiches Interview mit Rafael Eduardo Wefers Verástegui

Rhein-Zeitung
„Stuttgart21-Gegner springen auf Protestzug in Spanien – Spanien protestiert – und Stuttgart21-Gegner helfen mit ihren Erfahrungen bei der Verbreitung. Dahinter steckt auch viel Unzufriedenheit mit den herkömmlichen Medien.“
Auch Rafael Wefers Verástegu kommt zu Wort und nimmt Stellung zu dem Vorwurf, dass der Vergleich zwischen der spanischen und arabischen Revolution unangemessen sei

die taz
„Schluss mit der Farce! Arbeitslosigkeit, Korruption, Wahlsystem – die spanische Jugend hat viele Gründe, auf die Straße zu gehen. Den etablierten Parteien und Organisationen vertrauen sie nicht.“
Bereits der zweite Artikel der taz zum Thema!

Zeit online
„Spaniens Frustrierte begehren auf – Ihre Wut sitzt tief: Seit Tagen gehen Zehntausende Spanier auf die Straße, um für soziale Gerechtigkeit und gegen die etablierte Politik zu protestieren.“
Auch die Zeit bringt jetzt einen ausführlichen Artikel

Crackjack.de
„Nobody expects the #Spanishrevolution“

Misterhonk.de
„Massendemonstrationen in Spanien – Nobody Expects The #spanishrevolution“

DiePresse.com
„Spanien: Der Tahrir-Platz von Madrid“

Mainpost.de
„Der Frust wird zum Protest“

Berliner Morgenpost.de
„Junge Spanier rufen die Revolution aus“

Stuttgarter Zeitung.de
„Spaniens Mutbürger finden ein Ventil“

NZZ.ch
„Grossdemonstration in Spanien trotz Verbots – Sparpolitik der Regierung und Arbeitslosigkeit im Visier“

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