Massenproteste in Spanien gegen Zwangsräumungen
Zehntausende folgten gestern dem Ruf von PAH, der Plattform Hypotheken-Geschädigter, und demonstrierten gegen Zwangsräumungen und für ein Recht auf Wohnung. In rund 50 Städten in ganz Spanien fanden Veranstaltungen statt (eine Liste aller beteiligten Städte).
Es wurden auch Schweigeminuten eingelegt für diejenigen, die sich das Leben genommen haben, weil Banken sie aus ihren Häusern und Wohnung werfen ließen (Artikel auf Bodenfrost über die Selbstmorde). Wie bereits oft zuvor, wurde wieder laut gerufen, dass es keine Selbstmorde waren, sondern Mord. Dazu passend wurden zahlreiche Bank-Filialen entlang der Demo-Routen phantasie- und vorwurfsvoll verschönert. So wurde beispielsweise aus Santander „Satan“ und aus einer anderen „Mordor“. Es wurden Zettel angeklebt, auf denen steht, „dieses Bank betrügt und raubt“ und „Mörder“ und „ihr seid schuldig“-Schriftzüge mit Spraydosen angebracht. Mehr davon bei den Fotos im unteren Bereich.
In Coruña gab es einen Zwischenstopp an einem Haus, in dem eine 85-Jährige lebt, der morgen die Zwangsräumung droht, weil sie eine Monatsmiete, 165 Euro, nicht gezahlt haben soll (Artikel auf spanisch bei El diario).
Die Demos dauerten den halben Tag über an, in einigen Städten wurde bereits zur Mittagszeit begonnen, die letzten fingen erst am frühen Abend an. Die meisten deutschsprachigen Medien begnügten sich mit dürren Presseagentur-Meldungen zu dem Ereignis. Daher zur Illustration, was gestern auf den Straßen Spaniens wirklich los war, einige Fotos aus allen möglichen Städten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Eine Liste mit den Demoteilnehmerzahlen wurde von 20 minutos veröffentlicht.
Badajoz:
Bilbao:
Ein immer wieder oft gehörter Demo-Slogan in Spanien: „Sí se puede“ (ja, man kann).
Barcelona:
Foto-Strecken aus Barcelona: / Más fotos de Barcelona:
Fotomovimiento auf Flickr
barbarabora auf Flickr
Ciudad Real:

Schweigeminute für Selbstmord-Opfer.
1 minuto de silencio por las víctimas.
Foto von majalandruki@Twitter
Córdoba:
A Coruña:
Gijón:
Granada:
!["Nicht eine weitere Zwangsräumung - bis auf die aus Moncloa [Regierungssitz]" Foto von Artetempus@Yfrog](https://bodenfrost.files.wordpress.com/2013/02/9-artetempusyfrog.jpg?w=300&h=225)
„Nicht eine weitere Zwangsräumung – bis auf die aus Moncloa [Regierungssitz]“
Foto von Artetempus@Yfrog
Madrid:

„574 aufgehaltene Zwangsräumungen“, die aktuelle Bilanz von stop desahucios und PAH
Foto von cebotwit@Twitter
Foto-Strecken aus Madrid: / Más fotos de Madrid:
MundoDo auf Flickr
Popicinio auf Flickr
Juarkord auf Flickr
Juan Martín Zarza
Málaga:
Murcia:
Oviedo:
Pamplona:
Santander:
Santiago de Compostela:
Sevilla:
Valencia:
Valladolid:
Vigo:
Zaragoza:
Fotos aus mehreren verschiedenen Städten / Fotos de varias ciudades:
Público
Periodismo humano
Galicien / Galicia: Diario liberdade
Diese Menschenmengen auf der Straße dürften der Forderung nach Einstellung der Zwangsräumungen weiteren enormen Rückenwind bescheren. Derzeit steht die Entscheidung über eine Gesetzesänderung an, die von PAH initiiert und per Volksbegehren eingebracht wurde (ausführlicher Bericht bei Uhupardo).
Laut einer Umfrage, die El País heute veröffentlichte, befürworten 90 % der Bevölkerung diesen Gesetzesvorschlag. Sogar 87 % der Wähler der regierenden rechtskonservativen Partido Popular begrüßen, dass ihre Partei das Gesetz zugelassen hat, obwohl sie noch bis kurz davon das Gegenteil angekündigt hatte (Quelle).
Eins steht fest: das Thema Zwangsräumungen lässt sich in Spanien nicht mehr unter den Teppich kehren. Der Protest wird anhalten, bis es endlich eine befriedigende Lösung gibt.
Nachtrag 18.02.2013: Die Junge Welt hat jetzt auch einen Artikel zum Thema.
Nachtrag 18.02.2013: Bei Info-Baskenland ist ein sehr gelungener Bericht zum Thema zu finden.
10 responses to “Massenproteste in Spanien gegen Zwangsräumungen”
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- 18. Februar 2013 -
Reblogged this on uhupardo.
Reblogged this on đeя Bαeяeиαυfвıиđeя oder Kultur-Soeldner.
Liebe Redaktionen von +Tagesschau , +N24 – Wir kommen zur Sache , +NTV +ZDF heute und und und …. in 40 Städten Portugals gehen die Menschen auf die Strassen um gegen dies verabscheuungswürdige Politk der EU ( unter FÜHRUNG von A. #merkel ) zu demonstrieren. In #Spanien sind Tausende auf der Strasse um den #zwangsräumungen endlich ein Ende zu machen ( seit vorigen Jahr insgesamt 300.000 Betroffene) und ihr macht #sondersendungen über den #papst …schämen solltet ihr EUCH alle zusammen!
Die winzigen und kurzen Meldungen, die in den deutschsprachigen Medien zum Thema zu lesen waren, lassen einen wirklich ratlos zurück. Mehr gab es nicht zu sagen?!
Die Entscheidungen, was „nachrichtenwürdig“ ist in den Augen der Fernsehsender und Zeitungen und was nicht, wirkt sehr willkürlich auf mich. Mein Eindruck ist, dass jede Trennung eines „Promi-Paares“ als wichtiger angesehen wird, als Massendemonstrationen in Spanien oder auch Portugal.
Über Ereignisse in Spanien kann ich mich glücklicherweise auch selber informieren, aber ich frage mich natürlich auch, was wohl in Ländern vor sich geht, deren Sprache ich nicht verstehe.
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#16F #WirBleibenAlle: Massenproteste in Spanien gegen Zwangsräumungen
In einem System, in dem Wohnen eine Ware ist, ist es völlig normal, dass der oder die, die nicht bezahlen kann, die Wohnung verlassen muss. Von der Bevölkerung werden nun die Banken angeklagt, die nur das tun, was für sie in diesem System notwendig ist, um Profit zu machen, denn um nichts anderes geht es hier. Doch um etwas zu verändern braucht es mehr, als sich gegen die Banken aufzulehnen. Das kapitalistische System an sich ist die Wurzel des Übels. Mit einer Umverteilung vom Reichtum werden nur Symtome behandelt. Die kapitalistischen Nationen richten sich die ganze Welt für ihren Profit ein. Die Zwangsräumungen sind nur eine Folge. Weltweit hungern fast eine Miliarde Menschen, obwohl es genug zu essen für alle gibt. nur dass die Milliarde nicht das nötige Kleingeld besitzt, sich die nötige Nahrung zu kaufen, von der sie durch den Schutz des Eigentums ausgeschlossen sind. Und dieser Schutz des Eigentums ist auch die Ursache der Zwangsräumungen in Spanien. Der Eigentümer der Wohnung wird hier geschützt, der die Wohnung besitzt, um damit Geld zu verdienen, und nicht der Bewohner, der ein Dach über den Kopf braucht. Das ist der Wahnsinn des Kapitalismus.
Mein Eindruck ist, dass sich immer mehr Menschen nicht mehr mit Protest gegen die Symptome begnügen, sondern tiefgehender hinterfragen, warum Dinge sind, wie sie sind. Siehe das erste Foto aus Barcelona, „der Kapitalismus tötet“. Auch den Ruf „a – anti- anticapitalista“ höre ich immer wieder aus Live-Streams von Demos.
Ach so, und wie soll ein „System“ aussehen, dass erstmal den an alle zu verteilenden Wohlstand erzeugen soll? Wer soll das Haus für die Bedürftigen bauen, wer soll das finanzieren, wo soll das Geld herkommen? Sozialismus funktioniert nie, selbst unter extremen Zwängen, haben alle Versuche der letzten Jahrhunderte gezeigt. In Spanien existiert eine Gesetzeslücke, weil man mit diesem Phänomen in der Vergangenheit nie konfrontiert war. Dafür lohnt sich Protest, nicht aber für einen „Systemwechsel“!
Reblogged this on SunnyRomy.