PAH besetzt Bank-Filialen in Katalonien

#BankiaTomada – Bankia ist eingenommen, verkündeten gestern die Anti-Zwangsräumungs-Aktivisten der PAH (Selbsthilfegruppe der Hypotheken-Opfer) über die sozialen Netzwerke. Sie hatten simultan ein Dutzend Bankia-Filialen in Katalonien besetzt, darunter auch den Hauptsitz in Barcelona.

Foto von LA_PAH@Twitter

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Die PAH forderte Verhandlungen über die 200 Fälle anstehender Zwangsräumungen, um die sich das Bündnis momentan kümmert. Unter anderem beabsichtigt Bankia ein betagtes Ehepaar um die 90 Jahre aus seiner Wohnung werfen zu lassen, das für seinen Sohn gebürgt hatte. Die PAH kündigte an, nicht von der Stelle zu weichen, bis ein Gesprächspartner mit Entscheidungsbefugnis gemeinsam mit ihnen Lösungen für alle Betroffenen erarbeitet.

Foto von LA_PAH@Twitter

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Erst versuchten Bankia-Angestellte die Besetzer zu vertrösten mit der Ausrede, dass in Madrid Feiertag und folglich kein Gesprächspartner verfügbar sei. Die Aktivisten in ihren unverkennbaren grünen T-Shirts ließen sich davon jedoch nicht beirren und bestanden weiterhin auf einem Gespräch.

Foto von PAH_BCN@Twitter

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Letztendlich zeigte der massive Druck Wirkung und Bankia bot der PAH einen Gesprächstermin mit einem Verantwortlichen aus Madrid für den kommenden Donnerstag an. Nach einer kurzen Beratung und Abstimmung nahmen die Mitglieder das Angebot an und verließen die Bank-Filialen.

Die Kernforderungen der PAH lauten: Einstellung der Zwangsräumungen. Vollständige Schuldentilgung, wenn der Bank die Wohnung überlassen wird. Wohnrecht für die Betroffenen in ihrer ehemaligen Wohnung, diese zahlen dafür im Gegenzug eine Sozialmiete an die Bank.

Die PAH wirft Bankia vor, dass sie die Bank sei, die mit der höchsten Summe Steuergelder gerettet und teilverstaatlicht wurde, gleichzeitig aber auch für die meisten Zwangsräumungen verantwortlich sei und sich nur in den seltensten Fällen verhandlungsbereit zeige.

Foto von LA_PAH@Twitter

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In einer Woche werden wir erfahren, ob der angebotene Gesprächstermin nur eine Finte war, oder ob Bankia tatsächlich willens ist, eine Lösung für die Betroffenen zu finden.

Quellen: El País | Público | #BankiaTomada

Nachtrag 04.05.2013:

Die PAH hat ein Video über die Bankenbesetzung zusammengestellt:

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4 Antworten zu “PAH besetzt Bank-Filialen in Katalonien”

  1. almabu sagt :

    Es ist gut zu hören, dass wenigsten in Südeuropa die Menschen sich nicht wie gelähmt alles gefallen lassen! Bei Rückgabe der Immobilie sollte die Restschuld gestrichen werden, wie dies in den kapitalistischen USA der Fall ist.
    Dann würden die Banker künftig mehr darauf achten, wem sie wieviel Geld leihen, bzw. das Risiko läge dann dort, wo es hingehört. In Spanien wussten die Banker doch in vielen Fällen, dass die „Kunden“ die Hypotheken für die überteuerten Immobilien nicht lange würden zahlen können, aber die Hypothek stand erst einmal als Forderung in den Büchern und machte sich dort gut! Wahrscheinlich werden sich die Immobilienpreise verglichen mit ihrem Höhepunkt teilweise halbieren, bis diese Krise beendet sein wird?

    • bodenfrost sagt :

      Die PAH macht das wirklich großartig – eine Mischung aus Druck und Verhandlungsbereitschaft. Und inzwischen sind sie so groß und bekannt und können auf so viel Unterstützung in der Bevölkerung bauen, dass sie sich auch nicht mehr einfach so ignorieren lassen.

      Ihre drei Kernforderungen waren auch Bestandteil des von ihnen initiierten Bürgerbegehrens, das aber – wie zu befürchten war – an der PP scheiterte.

      Mir erscheinen alle drei davon sinnvoll und durchaus ausgewogen. Die Bank verliert Ansprüche an weitere Schulden (die sie realistisch betrachtet eh nie von den ruinierten Familien bekommen würden), bekommt aber die Wohnung. Die Familie/Einzelperson verliert zwar die Wohnung, darf aber wohnen bleiben und hat wieder eine Perspektive für die Zukunft, da sie von der erdrückenden Schuldenlast befreit ist.

      Moralisch können die Banken nur als Verlierer aus der ganzen Sache hervorgehen, wenn sie nicht nachgeben. Auch viele Menschen, die nicht von sich aus systemkritisch und antikapitalistisch denken, empfinden es im Innersten als zutiefst ungerecht, dass eine Bank mit Steuergeldern gerettet wurde, ein 90-jähriges Ehepaar aber von eben dieser Bank auf die Straße geworfen wird.

      Dieses ganze Drama um Zwangsräumungen zeigt so drastisch die Herzlosigkeit und Profitorientierung des bestehenden Systems, das vielen so langsam klar wird, dass es nicht ums Wohl der Menschen geht. Ein erster Riss in der verspiegelten Hochglanzfassade.

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