Archiv | Juli 2012

Sitzblockade gegen Rohstoffspekulation

Die spanischen Bergleute streiken seit fast zwei Monaten wegen des vorzeitigen Streichens der Subventionen für den Kohleabbau. Die Kumpels fürchten das Ende der Minen und die daraus resultierende Arbeitslosigkeit. Auch die mujeres del carbón (Frauen der Kohle) – wie sie sich selbst nennen – unterstützen diesen Arbeitskampf tatkräftig.

Foto von OndaCeroGijon@Twitter

Heute Vormittag zog ein Dutzend von ihnen zu El Musel, der Hafenanlage von Gijón (Asturien). Mit einer Sitzblockade protestierten sie dagegen, dass Goldman-Sachs eben dort hunderttausende Tonnen kolumbianischer Kohle lagert, um damit zu spekulieren.

Foto von OndaCeroGijon@Twitter

Ein großes Polizeiaufgebot beobachtete die Frauen, griff aber nicht ein. Verschiedene Bürger gesellten sich hinzu, darunter auch die Badegäste eines nahegelegenen Strands. Die zwölf „wilden Weiber“ (Eigenbezeichnung: las bravas) erklärten den Fahrern, die wegen der Sitzblockade warten mussten, die Hintergründe der Aktion.

Nach einer dreiviertel Stunde gaben die 12 mineras die Straße wieder frei und zogen ab.
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Sternmarsch der Arbeitslosen nach Madrid

Ein krönender Abschluss für die Sternmärsche der Arbeitslosen: 3.000 bis 5.000 Menschen demonstrierten gestern in Madrid gegen die Massenarbeitslosigkeit in Spanien und die Arbeitsmarktreformen. Der Demozug führte vom Paseo del Prado zur zentralen Puerta del Sol, wo anschließend eine Asamblea, eine große Versammlung mit offenem Mikrophon, abgehalten wurde.

Die Teilnehmer des Sternmarsches kamen aus allen Teilen des Landes. Viele hatten sich bereits vor etwa einem Monat auf den Weg gemacht und hunderte Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Andere folgten am Samstag mit dem Bus, allerdings konnten sich viele Arbeitslose, die auch gern gekommen wären, die Busfahrt nicht leisten. Unterstützt wurde der Sternmarsch laut El País auch von Studenten, Rentnern, und Mitgliedern der Protestbewegung 15M.

„Es ist an der Zeit zu leben, zu träumen, zu glauben. Die Diktatur des Kapitals wird enden.
Bereit zu kämpfen.“
Foto von MásPúblico@yfrog


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Solidarität mit spanischen Bergleuten – Solidaridad con los mineros

Gestern fanden in mehreren deutschen Städten Aktionen vor dem spanischen Konsulat statt, um sich mit den streikenden Bergleuten zu solidarisieren und gegen die Polizeigewalt zu protestieren, die den Kumpels widerfuhr, als sie vergangenen Mittwoch in Madrid demonstrierten, wobei viele von ihnen verletzt wurden durch Knüppelschläge und Gummigeschosse.

Fotos und Videos von den Solidaritätsbekundungen:

Ayer tuvieron lugar manifestaciones de apoyo para los mineros en varias ciudades alemanas. Los manifestantes se reunieron frente a las embajadas españolas para protestar contra la violencia que ejerció la policía durante la manifestación minera el miércoles pasado en Madrid, dejando heridos muchas personas por pelotazos de goma y porrazos.

Fotos y vídeos de estas acciones:
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uhupardo

 

Vor wenigen Minuten haben hunderte von Beamten in ihrem Protest gegen die gestern von der Regierung verkündeten Kürzungsmassnahmen die Castellana in Madrid blockiert, eine der grössten Strassen im Zentrum der spanischen Hauptstadt. Es war eine spontane Demonstration, die sich aus purer Wut der Versammelten ergab, denn die Protestveranstaltung der öffentlich Beschäftigten ist von den Gewerkschaften erst für morgen angesetzt.

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Polizeigewalt gegen Kumpels

Schlagstöcke und Gummigeschosse, um Austerität durchzusetzen: Die Polizei ging gestern in Madrid äußerst brutal gegen Bergleute vor, die gegen vorgezogene Subventionskürzungen demonstrierten. Am Vortag waren, nach einem wochenlangen „schwarzen Marsch“ aus dem Norden des Landes, hunderte Kumpels in der Hauptstadt angekommen. Am Mittwoch kamen mit hunderten Bussen weitere Kollegen, Angehörige und Unterstützer herbeigefahren, um an der Demonstration teilzunehmen.
Wie groß die Demo war, zeigt beispielsweise dieses beeindruckende Foto auf Instagram.

Das erschreckendste Bild des Tages ist das von einem Mädchen, das von einem Gummigeschoss der Polizei verletzt wurde:

Urheber des Fotos mir bislang unbekannt.

Aktualisierung 12.07.2012, 21:15 Uhr: Ein Video legt nahe, dass es sich nicht um ein Kind handelte, sondern um eine erwachsene Frau. —

Eine Fotoserie dokumentiert, wie ein andere Frau von Robocops zu Boden geprügelt wird.

Abends solidarisierten sich in vielen Städten Spaniens zahlreiche Menschen mit den mineros und gegen die Polizeigewalt. Allein auf der Puerta del Sol waren es mehrere tausende. Ohne ersichtlichen Grund wurde auch diese Demo von antidisturbios brutal aufgelöst und die Teilnehmer flohen in Panik in benachbarte Bars und Läden.

Aktualisierung 12.07.2012, 22:15 Uhr: Uhupardo hat zwei sehr lesenswerte Artikel zu den Ereignissen an diesem Tag: „Jetzt wird es bunt: MwSt. von 18 auf 21 Prozent, weitere Kürzungen in allen Bereichen“ (Link) und „Madrider Polizisten wehrten sich nur mit Gummi-Geschossen“ (Link).

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Der schwarze Marsch in Madrid

Es waren ergreifende Momente, als der „schwarze Marsch“ der mineros (Bergleute) am Dienstag Abend in Madrid ankam. Hunderte Kumpels hatten sich am 22. Juni in den Bergbauregionen im Norden des Landes auf den Weg gemacht, um in der Hauptstadt gegen die vorgezogenen Kürzungen der Subventionen zu protestieren. Sie fürchten das Ende des Kohleabbaus und die daraus resultierende Arbeitslosigkeit, in einer Region, die wenig andere Arbeitsplätze bietet.

„Madrid con los mineros“
Foto von ManuVasquez@Twitter

Zehntausende Menschen empfingen die weit Gewanderten vor dem Moncloa-Palast und zogen mit ihnen gemeinsam zu der Puerta del Sol im Herzen der Stadt. Die Grubenlampen auf den Helmen der Bergleute sorgten für eine stimmungsvolle Ausleuchtung des Szenarios. Die Ankunft war extra auf einen nächtlichen Zeitpunkt gelegt worden, um symbolisch die Dunkelheit der Schächte und Gruben in die Stadt zu tragen. Viele Unterstützer empfanden es eher so, dass mit den Grubenlampen ein Licht der Hoffnung Einzug hielt. Der gefühlt häufigste Schlachtruf der Demonstranten war sí se puede (ja, man kann).

Gran Via/Plaza España
Foto von jaumecollboni@Twitter

Weit nach Mitternacht kam der beeindruckende Tross an der Puerta del Sol an, wo alle gemeinsam das Lied der mineros sangen, „Santa Barbara Bendita“. Unter den Unterstützern waren auch viele Menschen, die bei verschiedenen spanischen Bewegungen aktiv sind: 15M, juventud sin (Jugend ohne Job/Wohnung/Zukunft), PAH (gegen Zwangsräumungen) und marea verde (gegen Bildungsabbau) und andere.

Die Fähigkeit zu Solidarität scheint mir eine große Stärke weiter Teile der spanischen Bevölkerung. Es kann allen Beteiligten zugute kommen, wenn man neben den eigenen Nöten den Blick für die anderer Menschen nicht verliert, gemeinsame Nenner entdeckt und gemeinsam den Kampf gegen das ungerechte System aufnimmt. El pueblo unido jamás será vencido (das vereinte Volk wird niemals besiegt) ist oft auf Demos in Spanien zu hören. Ich hoffe, sie werden diesen Spruch weiterhin beherzigen und sich gegenseitig bei ihren Kämpfen beistehen.

Videos:
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#occupyAlmudena: Protest gegen Zwangsräumungen

Am Freitag Abend besetzten 27 Opfer von Zwangsräumungen die Almudena-Kathedrale in Madrid, um auf die dramatische Lage jener hinzuweisen, die bereits aus ihren Wohnungen geworfen wurden, weil sie die Hypotheken nicht mehr bezahlen konnten, oder die von diesem sozialen Drama bedroht sind. Weitere 50 Menschen versammelten sich vor dem Eingang der Kathedrale, um durch ihre Anwesenheit die Besetzer zu unterstützen. Die Aktion war von PAH (Plataforma de Afectados por la Hipoteca) ausgerufen worden, eine Vereinigung, die seit vielen Monaten ehrenamtlich den von Zwangsräumungen Betroffenen beisteht, indem sie Proteste organisiert, juristischen Beistand leistet und versucht, bei Gesprächen zu vermitteln.

In der Kathedrale wurden mehrere Banner aufgehängt, auf einem davon stand „Salvad a las personas, no a los bancos. Primera la gente.“ (Rettet die Menschen und nicht die Banken. Zuerst das Volk). Eine Sprecherin von PAH kündigte an, dass sie nicht gehen würden, bis ihre Forderungen erfüllt sind: eine Zusammenkunft mir Repräsentanten der Regierung, der Bank von Spanien und der Judikative, um gemeinsam eine Lösung zu finden. So weit kam es jedoch nicht:
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