Anarchistischer Monatsrückblick Januar 2019

Rückblick auf die zurückliegenden vier Wochen aus anarchistischer Perspektive. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Lieber zu viele Links als keine. Wenn nichts anderes dabei steht, sind die verlinkten Texte auf deutsch.

Einige adjektivlose Anarchist*innen

Die vergangenen vier Wochen:

BRD

Das Jahr 2019 startet mit einer neuen anarchokommunistischen Organisation – „die plattform“. Wofür sie steht ist in einem ausführlichem Text auf ihrer Webseite nachzulesen: [die plattform].

Die Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA) hat die neue Ausgabe ihrer monatlichen Zeitung herausgebracht. Themen in der Januar-Ausgabe sind unter anderem: Solidarität mit sozialen Bewegungen in Brasilien, fünf Jahre Anarchistische Gruppe Dortmund, „Anarchismus heute“ und Gedanken zur der Serie von Brandanschlägen auf linke Projekte in Frankfurt am Main.

Gaidao Nummer 97 online lesen, herunterladen oder bestellen: [FdA-IFA]

Das Anarchistische Radio Berlin hat seinen neuen libertären Podcast veröffentlicht. Ein ernster und satirischer Blick auf Ereignisse des letzten Monats aus libertärer Perspektive. Themen sind in dieser Sendung: Wallmapu-Karawane (Mapuche-Solidarität), Brandstiftungen bei linken Projekten in Frankfurt am Main, Brasilien: Kundgebungen gegen Bolsonaro in Deutschland. Podcast anhören oder herunterladen: [ARadio]

Das Libertäre Bündnis Ludwigsburg hat im DemoZ einen Vortrag von  Vera Bianchi über die spanische anarchafeministische Gruppe Mujeres Libres (freie Frauen) organisiert.[demoz | lbquadrat]

Frankreich

Bei Lower Class magazine ist eine Interview erschienen mit deutschsprachigen Aktivist*innen, die am #giletsjaunes #Gelbwesten-Aufstand teilnahmen: [lower class magazine].

Portugal

Ausgabe 282 der anarchistischen Zeitschrift „A batalha“ ist erschienen [Portal anarquista (portugiesisch)]

Schweiz

In der Sendung vom 18. Januar stellte das anarchistische Inforadio Lora die Anarchistin Voltairine de Cleyre vor: [infolorafr]

Historische Jahrestage:

Zum Auffrischen der Erinnerung – die Anarchistischen Monatsrückblicke vom Januar 2018 [Bodenfrost] und vom Januar 2017 [Bodenfrost].

Am 1. Januar 1994 beginnt in Chiapas in Mexiko der bewaffnete Aufstand des Ejército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN). Die Zapatistas, wie sie in Kurzform genannt werden, sind benannt nach Emiliano Zapata, der in der mexikanischen Revolution 1910 – 1920 unter der Losung „Land und Freiheit“ („Tierra y Libertad“) eine Bauernmiliz anführte und den links-libertären Flügel der Revolution repräsentierte. [Anarchismus.at]

Am 5. Januar 1960 wird Francesc „El Quico“ Sabaté Llopart, Anarchist und Widerstandskämpfer gegen den Franco-Faschismus, in Spanien ermordet. Sein abenteuerliches Leben für eine freie Gesellschaft auf [Wikipedia]. Ein Bild von Quico Sabaté auf der Mauer des Friedhofs in Sant Celoni, wo er begraben ist:

Am 8. Januar 1896 erscheint in Buenos Aires (Argentinien) die erste Ausgabe der anarchafeministischen Zeitung „la Voz de la Mujer“ (die Stimme der Frau). Das Motto der Zeitung lautete „Ni dios, ni patrón, ni marido“ („Kein Gott, kein Chef, kein Ehemann“). Die Herausgeberinnen hatten auch Kontakt mit Louise Michel und Emma Goldman. „La Voz de la Mujer“ hatte ein anarcho-kommunistisches Selbstverständnis. Zentrales Thema war die vielfältige Unterdrückung der Frau. [Infos: Libcom | Wikipedia (beide: englisch) | Online-Archiv: Libcom | für eine englische Übersetzung der archivierten Ausgaben werden noch Freiwillige gesucht: Working Class History/Twitter (englisch)]

Am 8. Januar 1911 stirbt Pietro Gori. Der italienische Anarchist war als Anwalt und als Journalist tätig. Er wurde mehrfach inhaftiert und stand unter besonderer staatlicher Überwachung. Bekannt wurde er durch seine politischen Aktivitäten und als Autor einiger der bekanntesten Lieder der anarchistischen Bewegung. [Wikipedia]

Am 9. Januar 1905 stirbt Louise Michel. Während der Pariser Kommune war sie als Krankenpflegerin aktiv. Zu den Kommunarden stand sie auch noch als, als diese auf dem Friedhof Montmartre hingerichtet wurden. Sie wurde für 20 Monate in den Knast gesteckt und anschließend verbannt. Nach ihrer Rückkehr wurde sie abermals zu einer Haftstrafe verurteilt, weil sie zur Plünderung von Bäckerläden aufgefordert hatte. Nach ihrer Begnadigung wurde sie wegen ihrer Vorträge im Vorfeld zu einer 1. Mai-Demonstration in einer Nervenheilanstalt festgehalten. Zu ihrer Beerdigung kamen 120.000 Menschen. [Wikipedia].

10. bis 12. Januar 1933: Ein lokaler anarchistischer Aufstand in Casas Viejas, eine kleine Ortschaft bei Cádiz, Spanien, wird von der II. spanischen Republik brutal niedergeschlagen. Erfolglos versuchte die Regierung, das Massaker zu vertuschen. Die Guardia Civil hatte eine Hütte angezündet, in der sich die Aufständischen zurückgezogen hatten und erschoss später wehrlose Gefangene. [Wikipedia (englisch)]

Am 12. Januar 1905 wird Federica Montseny geboren. Die Anarchistin und in der CNT organisierte Anarcho-Syndikalistin war während der sozialen Revolution in Spanien Gesundheitsministerin. Die CNT war entgegen ihren Grundprinzipien in die Regierung eingetreten, um den Zugang zu Waffen und Lebensmitteln für die anarchistischen Milizen an der Front sicherzustellen. Aus ihren Erfahrungen als Regierungsmitglied zog Federica Montseny den Schluss, dass über eine Regierung kein tiefgehender sozialer Wandel erreicht werden kann, sondern dass dies nur mit einer libertären Revolution möglich ist. [Wikipedia]

Januar 1915: Lucy Parsons, Anarchistin und Mitbegründerin der Industrial Workers of the World (IWW), organisiert die Chicagoer Hungerdemonstrationen, was die American Federation of Labor, die Sozialistische Partei und Jane Addams’ Hull House zur Teilnahme an einer riesigen Demonstration am 12. Januar bewegt. Die klassenkämpferische Demonstration richtete sich gegen Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger.
Lucy Parsons wurde auch mit dem Ausspruch zitiert: „Meine Auffassung des zukünftigen Kampfes ist nicht zu streiken und rauszugehen und zu hungern, sondern zu streiken und drinnenzubleiben und sich die Produktionsmittel anzueignen.“ [Wikipedia | Working Class History/Twitter (englisch)]

Am 14. Januar 1918 wird Rosa Laviña Carreras in Palafrugell (Katalonien) geboren. Einige Quellen nennen den 19. Januar als Geburtsdatum. Sie wird beschrieben als eine Frau, die ein Leben lang für ihre Ideale kämpfte. Über 60 Jahre lang war sie Mitglied und der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT und der Solidaridad Internacional Antifascista (SIA, Internationale Antifaschistische Solidarität).

Sie arbeitete zuerst als Modistin und später in einer Korkfabrik in ihrem Geburtsort.

Als 1936 der spanische Bürgerkrieg ausbrach, schloss sich Rosa Laviña Carreras den Juventudes Libertarias (Libertäre Jugend) an. Gemeinsam mit ihrem Vater – ebenfalls ein Anarchist – trat sie der SIA bei. Die SIA war bei Kriegsausbruch gegründet worden. Sie kümmerten sich um die Kinder, die in Folge des Krieges nach Palafrugell kamen.

Nach dem Sieg der Faschisten 1939 versuchten sie und ihre Familie zu Fuß ins Exil zu fliehen. In El Pertús, ein katalanisches Dorf an der Grenze zu Frankreich, durften nur sie und ihre Mutter passieren. Sie verabschiedete sich von ihrem Vater. Es sollte das letzte Mal sein, dass sie ihn sah. Drei Monate später erhielt sie die Nachricht von seinem Tod.

Die nächste Etappe war Le Boulou in Frankreich, wo sie zuhause nähte. Schließlich ließen sie sich in Toulouse nieder. Dort nahm sie Kontakt auf mit der Exil-CNT und wurde zu einem der zuverlässigsten Mitglieder und nahm an zahlreichen Aktivitäten teil. Befreundet war sie mit Federica Montseny. 2011 starb Rosa Laviña Carreras in Toulouse. [Anarcofemerides | Wikipedia | Palafrugell | elpuntavui (alle: katalanisch)]

Am 14. Januar 1921 wird Murray Bookchin geboren. Der Öko-Anarchist war ein Vordenker des libertären Kommunalismus. Der libertäre Kommunalismus ist ein vor allem in den USA entwickelter anarchistischer Ansatz, der die Gesellschaft dezentralisieren und über miteinander vernetzte (Klein-)Städte organisieren möchte. Murray Bookchins Schriften inspirierten Abdullah Öcalan zu dessen Gesellschaftsmodell des Demokratischen Konföderalismus.

In späteren Jahren löste sich Murray Bookchin vom Anarchismus. Er starb am 30. Juli 2006. [Murray Bookchin: Wikipedia | Graswurzelrevolution | Libertärer Kommunalismus: Anarchismus.at | Demokratischer Konföderalismus: [Wikipedia]]

15. Januar 1978: Nach einer Kundgebung der CNT wird ein Brandanschlag auf die Scala in Barcelona verübt. Vier Menschen sterben dabei. Staat und Medien versuchen die Urheberschaft der CNT in die Schuhe zu schieben, um diese zu kriminalisieren und die anarchistische Bewegung zu zerschlagen. Jahre später erwies sich, dass ein im Polizeidienst stehender Agent Provocateur hinter dem Anschlag steckte. [Anarchismus.at | Público (spanisch)]

Vom 18. – 25. Januar 1932 rufen die in der CNT organisierten Arbeiter in Figols (Katalonien) den libertären Kommunismus aus. Die nachfolgenden 5 Tage sind die erste praktische Umsetzung des Anarchismus auf der iberischen Halbinsel. Die schwarz-rote Fahnen werden am Rathaus gehisst. Es gibt weder Plünderungen, noch Morde, noch Vergewaltigungen. Das Geld wird abgeschafft. Gekauft wird mittels Bezugsscheinen. [Ser histórico | A las barricadas (beide: spanisch)]

24. Januar 1930: Geburt von Kim Chwa Jin, der auch als „der koreanische Machno“ bekannt ist [Wikipedia]

Mit dem amtlichen Eintragungsdatum vom 26. Januar 1927 gründen Anarcho-Syndikalisten der FAUD (Freie Arbeiter Union Deutschlands) den „Siedlungsverein gegenseitige Hilfe“. Anschließend errichten sie auf einem 1920 erworbenen Grundstück bei Meiningen ein massives zweistöckiges Gebäude aus Stein. Das Gebäude wird auf den Namen Bakuninhütte getauft, benannt nach dem russsischen Anarchisten Michail Bakunin.

Die Hütte und das Grundstück stehen allen Menschen frei zur Verfügung, so auch das selbst gebaute Kettenkarussell für die Kinder. Die Bakuninhütte wird Wanderziel,Tagungsort, Schulungs- und Erholungsstätte für Arbeiterfamilien, Anarchisten, Anarchosyndikalisten. Die Syndikalistisch-Anarchistischen Jugend Deutschlands hält dort ihr erstes Ferienlager ab.

1933 verbieten die Nazis die FAUD und lösen den Siedlungsverein auf. [Anarchismus.at | Bakuninhuette | Wikipedia]

Am 27. Januar 1987 stirbt die schweizer Anarchistin Clara Thalmann. Während des spanischen Bürgerkriegs kämpfte sie bei der Kolonne Durutti für die soziale Revolution und gegen den Faschismus. [Anarchismus.at | Wikipedia | Libcom (englisch)]

Termine:

Das Libertäre Bündnis Ludwigsburg organisiert am 2. Februar 2019 einen Umsonstflohmarkt im DemoZ in Ludwigsburg [lbquadrat].

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