Anti-Zwangsräumungs-Bewegung feiert Jubiläum

6 Jahre ist es her, dass die PAH (Plattform der von Hypotheken Betroffenen) in Barcelona gegründet wurde und ihren damals „aussichtslos erscheinenden“ [1] Kampf gegen Zwangsräumungen und für das Recht auf würdigen Wohnraum aufgenommen hat. Das Platzen der Immobilien-Blase und die Schutzlosigkeit, in der die Betroffenen durch die Politik zurückgelassen wurden, zwang sie, sich zu vereinen, zu organisieren und gegenseitig zu unterstützen, erinnert sich die PAH in einer Mitteilung [1]. Durch die Protestbewegung #15M (15. Mai) verbreitete sich 2011 die PAH in ganz Spanien. Heute gibt es hunderte Ableger, in praktisch allen größeren Städten und Regionen [2][3].

In den 6 Jahren konnte die basisdemokratisch organisierte PAH viele Erfolge feiern: Menschen, die verzweifelt waren und sich selbst die Schuld gaben für ihr Elend, schöpften neuen Mut und neues Selbstvertrauen. Sie lernten, dass mit gegenseitiger Hilfe und der Bereitschaft zu zivilem Ungehorsam viel zu erreichen ist. Es wurden über 1000 Zwangsräumungen verhindert. Über 2000 Opfer von Zwangsräumungen wurden im Rahmen der Kampagne obra social (soziales Werk) in besetzten Häusern neu untergebracht [1]. Durch unnachgiebiges Verhandeln wurden einige dieser besetzten Häuser legalisiert, das heißt, die Anwohner haben einen Mietvertrag und können ganz offiziell dort leben [4].[5] Es wurden tausende Schuldenerlasse und Sozialmieten ausgehandelt.

Auf den Straßen von Barcelona feierten die imPAHrables (Wortspiel: die Unaufhaltsamen) gestern ihr Jubiläum, erst mit einem musikalisch unterlegten bunten Demozug [6][7][8], dann mit einer Überraschung, die des Anlasses würdig war: Es wurde ein weiterer leerstehender Wohnblock befreit. Die 13 Wohnungen sollen Familien zur Verfügung gestellt werden, die alle behördlichen Möglichkeiten, ein Dach über dem Kopf zu bekommen, erschöpft haben. Das Gebäude, das Bloc La Bordeta getauft wurde [9][10][11], ist Eigentum der SAREB, der Bad Bank in Spanien. SAREB – mit öffentlichen Geldern finanziert und mit 90.000 Wohnungen im Portfolio [1] – ist ein bevorzugtes Ziel der PAH: „Wenn SAREB uns gehört, gehören uns die Wohnungen auch“, ist ein oft gehörtes Motto.



Ein Fazit, das die PAH zieht, ist, dass es sehr wohl möglich ist, notleidenden Familien zu helfen, obwohl die Politik, die doch alle Mittel in der Hand hätte, nicht müde wird zu behaupten, dass es unmöglich sei [1]. Nicht ohne Grund ist einer der bekanntesten Schlachtrufe der PAH „sí se puede“ (na klar kann man). Man muss nur wollen, man muss sich nur organisieren und darf sich nicht von Parteien vereinnahmen lassen. Das alles ist der PAH bis jetzt hervorragend gelungen.

In Spanien müsste kein Mensch ohne Zuhause auskommen. Die Zahlen sprechen für sich. Es gibt 3,4 Millionen leerstehende Wohnungen [1]. Trotzdem wurden zwischen Januar 2008 und September 2014 360.125 Zwangsräumungen durchgeführt, durchschnittlich 146 pro Tag [12].

Der Kampf um das in Artikel 47 der spanischen Verfassung verankerte Recht auf würdigen Wohnraum wird weitergehen [13]. Wir gratulieren der PAH zu allem, was sie bis jetzt geschafft hat und wünschen für die Zukunft viel Kraft.

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  1. STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN (02/03 2015) | Recht auf Stadt - 26. März 2015

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