Anarchistischer Monatsrückblick: April 2017

Rückblick auf die zurückliegenden vier Wochen aus anarchistischer Perspektive. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Lieber zu viele Links als keine. Wenn nichts anderes dabei steht, sind die verlinkten Texte auf deutsch.

April 2017:

Die FAU Dresden hat den libertären Frühling ausgerufen. Informationen und Termine der Veranstaltungen: [LFDD.Blogsport]

Anarchistische und anarchosyndikalistische Beteiligung gab es bei NOPE, eine Gegendemonstration zu PEGIDA in Dresden. Eine Fotostrecke der Demo: [News-Photo]. Bei dieser Veranstaltung distanzierte sich die FAU Dresden von der spontanen Demo eine Woche zuvor. Der Redebeitrag zum Nachlesen: [Dresden.FAU].

Das anarchistische Buch- und Kulturzentrum Black Pigeon in Dortmund feierte am 1. April mit einem großen bunten Programm sein einjähriges Bestehen. [BlackPigeon.Blogsport]

In Rojava hat sich eine neue bewaffnete anarchistische Gruppe namens IRPGF (International Revolutionary People’s Guerrilla Force) gegründet. Sie wird Teil des IFB (International Freedom Bataillon) sein und in Nord-Syrien gegen den IS und für die soziale Revolution kämpfen. Das Gründungs-Kommuniqué: [IRPGF/Twitter (englisch)]. Eine deutsche Übersetzung davon: [Sosyalist/Twitter].
In einem Video demonstriert IRPGF ihre Waffen und verliest die Gründungsmitteilung: [Sub.Media]. Das Video wurde auf mehreren Plattformen gelöscht (YouTube, Vimeo, Daily Motion).
Ein Bericht über die Gruppe gibt es bei [It’s Going Down (englisch)].
[Crimethinc (englisch)] führt ein Interview mit der Gruppe. Darin stellt sie klar, dass es ihnen nicht um einen Märtyrertod geht, sondern um den Kampf für das Leben.
Kritische Töne gegenüber der IRPGF schlägt ein internationales antifaschistisches Bataillon aus Rojava an: [AntiFaTabur/Twitter (englisch)].

Bereits einige Tage vor Ablauf der Frist erreichte die Crowdfunding-Kampagne für die libertäre spanische Zeitschrift Ajoblanco ihr Ziel: Es kamen über 30.000 € zusammen, wovon unter anderem wieder eine Printversion der bereits 1974 gegründeten Zeitschrift finanziert werden soll. Geplante Startauflage sind 50.000 Exemplare. [Verkami]

In Bonn gab es eine Solidaritätsaktion gegen das sogenannte „Schmarotzer-Gesetz“ in Belarus – außerdem forderten die AktivistInnen Freiheit für alle Gefangenen. Bei den Protesten gegen das Gesetz in Belarus war es zu vielen Festnahmen gekommen, darunter auch zahlreiche AnarchistInnen. [Linksunten]

Auf [OpenDemocracy (englisch)] wurde ein Interview mit dem Anarchisten Mikola Dedok aus Belarus veröffentlicht.

Die Föderation deutschprachiger Anarchist*innen (FdA) hat die Ausgabe 76 ihrer monatlichen Zeitschrift Gaidao veröffentlicht. Kostenloser Download oder Bestellung: [FdA-IFA].

Das Anarchistische Radio Berlin hat seinen libertären Podcast veröffentlicht. Ein ernster und satirischer Blick auf Ereignisse des letzten Monats aus libertärer Perspektive. [ARadio].

Dank der Anarchistischen Föderation Rhein Ruhr gibt es nun eine deutsche Übersetzung der Broschüre „Von der Demokratie zur Freiheit“. Das englische Original stammt von Crimethinc. Download der Übersetzung als PDF: [AFRheinRuhr]

Auf der Seite von LB² (Libertäres Bündnis Luwdigsburg) ist nun „Die Geschichte des Anarchismus in Ludwigsburg und Umgebung“ nachzulesen. Der Text war Teil der gleichnamigen Ausstellung vom 1. Februar bis zum 1. April 2017 im DemoZ in Ludwigsburg. [LBQuadrat].

C8ltp2cWAAEI3TKDer Frühling lässt die Gemüsegärten der Esperanza zu neuem Leben erwachen. In diesem besetzten und selbstverwalteten Wohnprojekt auf Gran Canaria sind über 70 Familien nach Zwangsräumung und Flucht vor familiärer Gewalt untergekommen. Die Gemüsegärten sind kein Zeitvertreib, sondern eine Notwendigkeit, wie die Anarchistische Föderation von Gran Canaria (FAGC) betonte, als sie einige Fotos der Gärten teilte: [FAGC_Anarquista/Twitter (spanisch)].

Die Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA) hat angesichts der bevorstehenden Wahlen eine Kampagne gestartet: „Solidarische Perspektiven entwickeln – jenseits von Wahlen und Populismus“. Ein Abschnitt daraus:

Wenn wir wirklich Leute in der Gesellschaft erreichen möchten, die nicht sowieso schon überzeugte Anarchist*innen, Antiautoritäre oder Linksradikale sind, dann müssen wir mit diesen auch in Kontakt treten. Und dafür müssen wir unser libertäres Iglu (unsere Szenen) verlassen und die Interaktion mit den anderen Menschen wagen. Auch, weil wir sie nicht den rechten Rattenfänger*innen überlassen wollen – mit ihren Pseudo-Lösungen und ihren menschenverachtenden Ideologien.

Der Vollständige Text: [FdA-IFA].

Arte zeigte den zweiteiligen Dokumentarfilm „Kein Gott, kein Herr – eine kleine Geschichte der Anarchie“. Die Seite in der Mediathek, wo die Sendung einige Tage lange nachgeschaut werden konnte, wurde 208.650 (!) Mal aufgerufen. [Arte].

Das österreichische [A-Radio] beschäftigt sich in einem Podcast mit Anarchist Black Cross, einer anarchistischen Organisation, die Gefangene unterstützt. Thematisiert werden zum einen Entstehung und Geschichte der Organisation und ihrer Vorgängerin, Anarchist Red Cross, als auch gegenwärtige Kämpfe gegen staatliche Repression. In Wien fand ein Solidaritäts-Festival statt.

In der April-Ausgabe der [Graswurzelrevolution] ist ein Artikel über das Leben als Mädchen und Frau in der patriarchalischen Diktatur in Aserbaidschan.

In Spanien wurde „Codo a codo – afrontemos la represión“ (Seite an Seite – trotzen wir der Repression) ins Leben gerufen. Ziel der Kampagne ist es, sich solidarisch der Repression entgegenzustellen, der die anarchistische Bewegung in Spanien immer stärker ausgesetzt ist. Allein in den letzten Jahren wurden bei den Bullenrazzien operación Pandora, operación Piñata und operación Ice dutzende AnarchistInnen festgenommen und saßen zum Teil jahrelang in Untersuchungshaft. Ein Bericht, Fotos von einer Transpiaktion und das Mobilierungsvideo: [A Las Barricadas (spanisch)]

In Polen gingen hunderte AnarchistInnen gegen Nationalismus auf die Straße. Ein Video des Demozugs:[Sub.Media (polnisch)]

Ruymán Rodríguez von der Anarchistischen Föderation Gran Canaria geht der Frage nach, was es bedeutet, Anarchist zu sein. Ruymán und die FAGC allgemein sind sehr praxisbezogene AnarchistInnen. Ihnen geht es nicht um Szenecodes oder -zugehörigkeit, sondern um praktische Umsetzung im Alltag. Mittlerweile gibt es auch eine Übersetzung des Textes: [Autonomies (englisch)]

Der Infoladen Wels – ein anarchistischer Buchladen in Österreich – hat gerade noch rechtzeitig neue Räumlichkeiten gefunden, nachdem sie aus dem alten Standort wegen gestiegener Miete und Überwachungskamera direkt neben dem Geschäft raus mussten. Erste Eindrücke vom Umzug und den neuen Räumlichkeiten: [Infoladen_Wels/Twitter].

Ein Bericht über Freedom Press, den ältesten noch arbeitenden anarchistischen Verlag der Welt mit Sitz in Großbritannien. Freedom Press wurde 1886 unter anderem von Pjotr Kropotkin gegründet. Seit 131 Jahren bringen sie auch regelmäßig die Zeitung „Freedom“ heraus. [Sozak66.ichwardabei]

Bis zu 500 Menschen nahmen über den Tag verteilt an einem anarchistischen Parkfest in Dortmund teil. Meldung inklusive Foto auf Twitter: [ANetzDo] – Die FAU Duisburg war auch mit einem Stand präsent: [FAU_Duisburg/Twitter].

Am 1. Mai 2014 trugen Feministinnen bei einer Demo in Sevilla eine gigantische Vagina mit sich, die von ihnen so genannte „Santísimo Coño Insumiso“ (durch und durch heilige unbeugsame Möse). Damit machten sie sich über die katholischen Prozessionen lustig, bei denen Heiligenfiguren mitgeführt werden, und prangerten die Unterdrückung von Frauen durch christliche Ideologien an. Die Klage gegen die anarchosyndikalistische Gewerkschaft CGT wurde fallen gelassen, da diese lediglich die Demo zum 1. Mai angemeldet, aber nichts mit der feministischen Aktion zu tun hatten. [Freedom News (englisch)]
Angeklagt wegen „Verletzung religiöser Gefühle“ sind aber nach wie vor die Aktivistinnen. Auf sie könnten bis zu 18 Monate Knast zukommen. [Telegraph (englisch)]

Historische Jahrestage:

3. April 1919: Per Regierungsdekret wird an diesem Tag in Spanien erstmals der 8-Stunden-Arbeitstag festgelegt. Errungen wurde dieser Sieg der Arbeiterschaft durch den vorausgegangenen 44-tägigen Generalstreik der CNT in Katalonien. Aufgrund des enormen Drucks durch die Arbeitsniederlegungen, die die Infrastruktur und bis zu 70 % der katalanischen Industrie lahmlegte, konnten auch weitere Forderungen umgesetzt werden: Wiedereinstellung der entlassenen ArbeiterInnen, Lohnerhöhung, Freilassung derjenigen, die während des Generalstreiks festgenommen wurden [Wikipedia | CNT/Twitter (spanisch)].

Am 6. April 1878 wurde der Schriftsteller und Anarchist Erich Mühsam geboren. Ein Zitat von ihm:

„Freiheit ist der Inbegriff alles anarchistischen Denkens und Wollens. Um der Freiheit willen sind wir Anarchisten, um der Freiheit willen Sozialisten und Kommunisten, um der Freiheit willen kämpfen wir für Gleichheit, Gegenseitigkeit und Selbstverantwortlichkeit, um der Freiheit willen sind wir international und föderalistisch gesinnt. (…) Wo Ausbeutung ist, wo Macht ist, wo Autorität waltet, wo Zentralismus besteht, wo der Mensch den Menschen bewacht, wo befohlen und wo gehorcht wird, ist keine Freiheit. Die Zerstörung aller Obrigkeit, aller Vorrechte, aller Eigentums- und Versklavungseinrichtungen kann nur aus freiheitlichem Gemeinschaftsgeist erfolgen.“

Leben und Texte von Erich Mühsam: [Anarchismus.at]

Am 7. April 1929 wurden in den USA Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti zum Tode verurteilt. Weil sie Anarchisten waren. Weil sie Ausländer waren. Im Jahr 1977 wurden beide postum durch den Gouverneur von Massachusetts rehabilitiert. [Wikipedia].

Am 15. April 1968 starb Amparo Poch y Gascón im französischen Exil. Die Medizinerin und Anarchistin war Mitglied der anarchosyndikalistischen CNT gewesen, hatte die anarchafeministische Organisation Mujeres Libres (Freie Frauen) mitgegründet und gegen den faschistischen Putsch in Spanien gekämpft [Wikipedia].

Termine:

Am 1. Mai wird es selbstverständlich eine Vielzahl anarchistischer und anarchosyndikalistischer Mobilisierungen geben. So auch in Bonn [Linksunten].
Ruhrgebiet: [AFRheinRuhr]
Stuttgart: [LBQuadrat (Termin) | LBQuadrat (Aufruf)].

Am 6. bis 7. Mai 2017 findet in Bern eine Anarchistische Buchmesse statt. [Buechermesse]

18. Mai 2017, 19:30 Uhr – Dokumentarfilm „Projekt A“ in der Kinothek in Obertürkheim

23. Mai 2017: Vortrag in der Silberburg in Nürtingen: „Einführung in den Anarchismus“. ReferentInnen vom Libertären Bündnis Ludwigsburg.

30. Mai 2017: Projekt A in der Silberburg in Nürtingen.

Mai/Juni 2017 finden in Köln die 3. Libertären Wochen statt. Das Programm: [LibertaereWochen].

Von 2. – 4. Juni 2017 wird es in Wien am Yppenplatz eine anarchistische Büchermesse geben. [ABuchmesse.noblogs]

Am 10. Juni 2017 findet in Stockholm eine anarchistische Buchmesse statt [Anarchist Bookfair (englisch/schwedisch)].

6. Juli 2017: Internationale antikapitalistische Demo gegen den G20-Gipfel in Hamburg: [G20tohell]:

Wir wollen mit einer Demonstration zum Auftakt des G20 Gipfels Protest und Widerstand, radikale Kritik und Praxis gegen patriarchale und kapitalistische Zustände sichtbar machen – uns gegen die Diskurshoheiten der Empfänge und Kamingespräche der folgenden Tage in Stellung bringen.

Am 28. Oktober 2017 wird in London die Anarchistische Buchmesse stattfinden [AnarchistBookfair (englisch)].

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