Anarchistischer Monatsrückblick: März 2018

Rückblick auf die zurückliegenden vier Wochen aus anarchistischer Perspektive. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Lieber zu viele Links als keine. Wenn nichts anderes dabei steht, sind die verlinkten Texte auf deutsch.

Für Haukur. Für Anna. Für alle, die eine neue Welt in ihren Herzen tragen und versuchten und versuchen, diese umzusetzen.

Die vergangenen vier Wochen:

In Berlin demonstrierten tausende gegen den Angriffskrieg der türkischen Armee gegen Afrin (Rojava). Die FAU (Freie Arbeiter*innen Union) Berlin unterstützte den Aufruf zu der Demo. Genossinnen und Genossen der FdA (Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen) nahmen an der Demo teil. Die FAU Dresden twitterte einige Fotos von der Demo. [FAU Berlin | FdA-IFA | FAU Dresden | PM Cheung/Flickr]

Die FdA (Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen) hat die die März-Ausgabe ihrer monatlichen Zeitung veröffentlicht. Themen sind dieses Mal unter anderem der Naziterror gegen Wohnprojekte in Griechenland, anarchistische Pädagogik, die argentinische Mapuche-Solidaritätsbewegung, Jineoloji und der feministische Generalstreik. Gaidao Nummer 87 bestellen, abonnieren oder online lesen: [FdA-IFA]

Die erste Ausgabe des anarchistischen Magazins Die Lifestyleanarchist*in ist erschienen. Es handelt sich dabei um ein anarchistisches Magazin für den Raum München. Download/online lesen: [Lifestyleanarchistin].

Das Anarchistische Radio Berlin hat seinen neuen libertären Podcast veröffentlicht. Dieser ernste und satirische Blick auf Ereignisse des letzten Monats aus libertärer Perspektive bietet dieses Mal aktuelle Infos zu der Repression nach G20 und zu Cerro libertad, ein besetzter Olivenhain in Spanien. Download und/oder anhören: [ARadio]

Erstmals gibt es das Anarchistische Radio Kassel auch als Podcast. Die Sendung vom 10. März 2018 kann angehört oder heruntergeladen werden auf der Seite von A & O Kassel (Anarchistische Aktion und Organisierung): [A-O-Ks]

In Bonn wurde die ehemalige iranische Botschaft besetzt. „Solidarität mit den aufständischen Genoss*innen im Iran! Freiheit für unsere gefangenen Genossinnen! Und ein linkes Zentrum für Bonn!“ nannte IFA-AGA [Institut für Anarchismusforschung – Agentur gegen Arbeit] als Motiv für die Besetzung auf der mittlerweile gelöschten Facebook-Seite. So wurde unter anderem ein Transparent aufgehängt für den im Iran inhaftierten Anarcho-Syndikalisten Soheil Arabi, twitterte [Molotovpurist (englisch)]. Auch die Lokalpresse berichtete über die Besetzung: [General Anzeiger Bonn].
Fünf Tage später wurde das Gebäude durch die Cops geräumt, meldete [IFA_AGA]. [LIZ Bonn] kommentierte die Räumung folgendermaßen: „Dort wo wir gerade angefangen hatten ein seit 20 Jahren leerstehendes Gebäude mit Leben zu füllen, herzurichten und uns wohl zu fühlen wird jetzt wieder über Jahre nichts passieren. Kulturveranstaltung mit einem Eintritt dessen Höhe die Gäste selbst festlegen, Umsonstladen, Raum für Diskussion und Konzerte – Ade.“

Die Anarchistische Jugend Siegen berichtete, dass die ehemalige Seuchenstation des Siegener Stadtkrankenhauses besetzt wurde, um ein Zeichen gegen Gentrifizierung zu setzen. Geplant waren in dem Gebäude ein Wohnprojekt und ein selbstverwaltetes Jugendzentrum. Bedauerlicherweise wurde es noch am Abend desselben Tages von den Cops geräumt und alle Genossinnen und Genossen mitgenommen. [Anarchistische Jugend Siegen | Alerta Siegen (1) | Alerta Siegen (2)].

„Lohn oder Hohn?“ lautet der Titel der seit kurzem laufenden Kampagne der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft FAU Freiburg. Die Idee dabei ist es, einen Lohnspiegel für die Freiburger Gastronomie zu erstellen und so für Transparenz bei Lohn- und Arbeitsbedingungen zu sorgen. In Freiburger Kneipen gebe es oft keine Arbeitsverträge. Radio Dreyeckland führt ein Interview mit Benny von der FAU Freiburg. [RDL]

Anlässlich des feministischen Kampftages führten Solidaritätsgruppen der Gefangenengewerkschaft GG/BO, Basisgewerkschaften der FAU und eine Reihe feministischer und anarchistischer Gruppen eine Demonstration zur JVA in Chemnitz durch. Nach Demo-Ende kam es zu Polizeigewalt. Um die verharmlosende Darstellung durch Cops und bürgerliche Medien nicht unwidersprochen stehen zu lassen, veröffentlichte die [FAU Dresden] eine Gegendarstellung.

Interview zu der geplanten anarcha-feministischen Veranstaltungsreihe von Auf der Suche, eine anarchistische Gruppe aus Nürnberg: [Auf der Suche]

Nach 7 Wochen in Untersuchungshaft wurden 3 von 4 Personen, die den Hambacher Forst verteidigt hatten, freigelassen: [Hambacher Forst (englisch) | taz | WDR1]

Vor der russischen Botschaft in Berlin demonstrierten ca. 30 Menschen in Solidarität mit den inhaftierten russischen Antifaschisten und Anarchisten gegen Folter, Knast und Verschleppung. [SchwarzePalmen]

Am selben Tag fand eine Solidaritätsaktion mit russischen Anarchisten vor dem Konsulat in Leipzig statt. [Le Radiophare]

Am 31. Mai 2017 versuchten einige Menschen in Nürnberg die Abschiebung eines Mitschülers nach Afghanistan zu verhindern. Diese Solidarität wurde unmittelbar mit Polizeigewalt und nachfolgend mit Repression und Kriminalisierung beantwortet. Die FdA (Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen) hat eine Solidaritäts-Kampagne gestartet, „Freiheit für Jan und alle anderen“. Jan ist einer der Angeklagten, ein anarchistischer Genosse. [FdA-IFA]

Am Tag der politischen Gefangenen, dem 18.März, verlaß das Libertäre Bündnis Ludwigsburg bei der Kundgebung vor der JVA Stuttgart-Stammheim einen Redebeitrag, der unter anderem die Repression gegen den Widerstand am 31.Mai in Nürnberg allgemein und die Situation von Jan im Besonderen thematisierte. [LBQuadrat | Ausbruch Aufbruch | ZKStgt]

Griechenland

3000 Anarchisten und Kommunisten aus dem ganzen Balkan nahmen in Thessaloniki an einer Demo gegen Nationalismus und Faschismus teil. Die Demo stand auch im Zeichen der Solidarität mit dem anarchistischen Squat Libertatia, das nach einer nationalistischen Demo im Januar in Thessaloniki von Faschisten angegriffen und angezündet wurde und dabei vollständig ausbrannte.
Demo-Aufruf/Flyer, Fotos und -Berichte (englisch): [Souidos | Marianna Karakoulaki | Souidos | th1an1 | Teacher dude/Flickr | Keep talking Greece | AP News]
(auf griechisch): [Athens.IndymediaStenikito | Rozahfourioza | Mikrodentro | A_BG_D | RenMmmm | na_tzi | t_antipethesi | arlekinos36]

Die drei anarchistischen Squats Matrozou 45, Gare und Zaimi in Athen wurden von Bullen überfallen und geräumt. Ein Dutzend Menschen wurde dabei festgenommen. Zwei Festgenommene berichteten später, dass sie von den Cops gefoltert worden seien. [Aljazeera | Insurrection news worldwide | Enough is enough 14 (alle: englisch)]

Anarchisten führten aus Solidarität mit Afrin und Rojava mehrere Aktionen durch [th1an1 (englisch)]:

In Komotini wurde eine Filiale der türkischen Bank Ziraat entglast [ahval_en (englisch) | FuocoSavinelli].

Das deutsche Konsulat in Patras wurde mit Farbe und Graffiti verschönert [DushniosIppos (griechisch)].

Ebenfalls Besuch bekam das deutsche Konsulat in Heraklion. Aktivisten verzierten die Wände mit Sprüchen. Es wurde ein Transparent aufgehängt: „Solidarität für Afrin – Widerstand ist Leben.“ Außerdem verschickten die Aktivisten über die Computer des Konsulats E-Mails an Botschaften und türkische Regierungsstellen mit der Forderung, die Militäraktion in und um Afrin zu beenden. Ein Video von der spektakulären Aktion: [The Base]. Auch die [Tagesschau] berichtete.

Über die anarchistische Gruppe Rouvikonas und ihre spektakulären Aktionen ist ein ausführlicher Artikel erschienen bei [Neues Deutschland (die Bezahlsperre lässt sich wegklicken)]

Großbritannien

Angesichts der eisigen Temperaturen haben Aktivisten in London ein Gebäude besetzt, um es Obdachlosen als Unterkunft zur Verfügung zu stellen. [Freedom News | Huffington Post (beide: englisch)]

Kanada

Das anarchistische soziale Zentrum The Tower in Hamilton wurde überfallen und verwüstet. Auf dem Brett, mit dem das zerstörte Fenster provisorisch repariert wurde, steht ein Zitat von Buenaventura Durruti: „Wir haben keine Angst vor Ruinen, denn wir tragen eine neue Welt in unseren Herzen.“ [CBC (englisch)]

Mexiko

Kritik des mexikanischen Anarchisten Erick Benítez Martínez daran, dass die Zapatistas eine Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen unterstützten. [It’s going down (englisch)]

Berichte und Eindrücke vom „Ersten Internationalen Treffen der Frauen* die kämpfen“ in Morelia, Chiapas, das von den Zapatistas ausgerichtet wurde [Feminism unlimited | Jungle world | Enlace zapatista (spanisch)]

Österreich

In Aistersheim (Oberösterreich) wurde gegen den faschistischen Kongress „Verteidiger Europas“ protestiert. Organisiert wurden die Proteste vom Infoladen Wels und Einzelpersonen der Umgebung. Demo-Aufruf: [KVInfoladen]. Ein ausführlicher Demobericht: [Rambazamba]. Fotos und Live-Berichte twitterten unter anderem die [Autonome Antifa Wien] und [Hufeisendompteur].

Rojava

Der isländische Anarchist Haukur Hilmarsson – nom de guerre: Sahin Hosseini – ist bei der Verteidigung von Afrin bei einem Artillerieangriff der türkischen Armee gefallen. Er war dort als Freiwilliger des Internationalen Freiheitsbataillons. Zu einiger Bekanntheit war der 32-jährige 2009 gelangt, als er bei den Protesten gegen die Finanzkrise auf das Dach des isländischen Parlaments kletterte und später deswegen festgenommen wurde, woraufhin eine Gruppe von Demonstranten versuchte die Polizeiwache zu stürmen, um ihn zu befreien.
Meldungen und Mitteilungen: [International Freedom Batallion | Iceland Magazine | Black Mosquito | The Base | Insurrection News | Insurrection news worldwide | Wikipedia (alle: englisch) | ANF]
RUIS Rojava – eine anarchistische Einheit des Internationalen Freiheitsbataillons – veröffentlichte ein Video von Haukur Hilmarsson, in dem er über die dortige Revolution spricht: [Youtube]

Die Anarchistin und YPJ-Kämpferin Anna Campbell – nom de guerre: Hêlîn Qereçox – ist mit 26 Jahren bei der Verteidigung von Afrin durch einen türkischen Luftanschlag gefallen. Sie war Mitglied der IWW (Industrial Workers of the world), aktiv in der Tierbefreiungs- und der Anti-Knast-Bewegung, unter anderem beim Anarchist Black Cross Bristol.
Ihr Vater beschrieb Anna als große Idealistin: „Sie wollte eine bessere Welt erschaffen und sie war bereit, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um das zu erreichen“ („she wanted to create a better world and she would do everything in her power to do that“)
Meldungen und Mitteilungen: [ANF News (1) | ANF News (2) | ABC Wien | ABC Dresden]
(auf englisch): [IWW | IWW Bristol/Twitter | IWW Bristol | Prison abolition | YPJ Rojava | Guardian | Wikipedia]
Ein Gedenkvideo für Anna Campbell: [Internationalist Commune/Youtube (englisch)]

Der Wiesbadener Arzt und Anarchist Michael Wilk war seit 2014 oft in Rojava und unterstützt dort die medizinische Versorgung. Gegenüber mehreren Medien berichtete er über die katastrophale Situation der aus Afrin Vertriebenen: [ARD Mittagsmagazin (ab ca. Mite 18:40) | HR-Fernsehen | Deutschlandfunk | NDR | Frankfurter Rundschau | Heute/ZDF | ANF News (englisch)]

Schweiz

Aus Solidarität mit anarchistischen Gefangenen in der Türkei gab es eine Demo vor der türkischen Botschaft in Bern [gegen_oben]

Die seit Januar besetzte Steigi69 in Bern darf vorerst bleiben. Die städtischen Behörden haben mit den Besetzern einen befristeten Gebrauchsleihevertrag abgeschlossen. Dieser gilt allerdings nur bis zum geplanten Abriss im Juni. [Berner Zeitung]

Spanien

Unter dem Motto „Gemeinsam streiken wir – gemeinsam schreiten wir voran“ fand am Frauenkampftag der erste 24-stündige feministische Streik in Spanien statt. Die anarcho-syndikalistischen Gewerkschaften CNT, CGT und Solidaridad Obrera, die ihn mit ausgerufen und unterstützt hatten, werteten ihn als großen Erfolg. Laut dem Bündnis kamen rund fünf Millionen Menschen dem Aufruf nach und legten ihre Arbeit nieder. Am Abend fanden in allen größeren Städten feministische Demonstrationen statt, an denen sich Hunderttausende beteiligten. [CNT | CGT (1) | CGT (2) | Solidaridad Obrera (alle: spanisch) | FAU]

In dem autonomen Zentrum La Redonda in Granada wurden die ersten Libertären Tage veranstaltet. Einige Fotos davon twitterte [Movimiento Anarquista Ovejas Negras (spanisch)].

Mittels einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne konnte der Dokumentarfilm „Precaristas: Crónica de la lucha por la vivienda en Gran Canaria“ finanziert werden. Die angestrebten 3000 Euro waren lange vor Ablauf der Frist zusammen. „Precaristas“ hat sich – seinem Titel entsprechend – zum Ziel gesetzt, den Kampf um Wohnraum auf Gran Canaria zu beleuchten.
Auf den kanarischen Inseln stehen 138.000 Häuser leer. Im Durchschnitt finden dort täglich 15 Zwangsräumungen statt.
Die Federación Anarquista Gran Canaria (Anarchistische Föderation) und das Sindicato de Inquilin@s Gran Canaria (MieterInnen-Syndikat) haben mit direkten Aktionen zwischen 2012 und 2017 über 500 Zwangsräumungen verhindert und 400 leerstehende Gebäude enteignet, um dort über 1000 Menschen aus prekären Lebenssituationen neu unterzubringen.
Das bekannteste dieser daraus entstandenen selbstverwalteten Wohnprojekte ist die Comunidad la Esperanza. 280 Menschen, 150 davon minderjährig, leben in 4 besetzten Wohnblocks. Sie organisieren sich über basisdemokratische Plena und Arbeitsgruppen. Der Alltag ist geprägt von gegenseitiger Hilfe.
Weitere Projekte sind unter anderem El Nido, ein selbstverwaltetes Frauenhaus, das letztes Jahr beim internationalen Frauentag ins Leben gerufen wurde.
Eben diese Projekte sind es unter anderem, die in dem Dokumentarfilm vorgestellt werden sollen. Gedreht wurde bereits vergangenen Juni. Jetzt muss das Material noch geschnitten werden. Die geplante Laufzeit beträgt 40 bis 50 Minuten. Wenn sich genug Freiwillige finden, wird es auch Untertitel auf verschiedenen Sprachen geben. Das Film-Kollektiv hofft, dass „Precaristas“ rechtzeitig zum 5. Jahrestag der Comunidad la Esperanza, Ende 2018, uraufgeführt werden kann. Alles Geld, das übrig bleibt, soll den MieterInnen-Syndikaten zugute kommen. [Verkami (spanisch/katalanisch) | Inèrcia Docs | Salto diario (beide: spanisch)]

Der Comunidad la Esperanza – Spaniens größtes selbstverwaltetes besetztes Wohnprojekt – wurde der Strom abgestellt. Ohne Strom haben die 70 Familien, die in dort leben, auch kein Wasser mehr. Das Wasser wird nämlich mittels einer elektrischen Pumpe in die Häuser befördert. Die Bewohner der Comunidad la Esperanza fürchten, dass der abgestellte Strom ein Anzeichen für eine bevorstehende Räumung sein könnte. Aus Protest dagegen, blockierten sie spontan die Straße. [FAGC_Anarquista | InqulinasGC | El diario (1) | El diario (2) | El país canario |  Federación Anarquista Gran Canaria/Youtube (alle: spanisch) | La Directa (katalanisch)].
Eine solidarische Grußbotschaft erreichte die Comunidad la Esperanza aus Errekaleor, einem besetzten und selbstverwalteten Stadtteil von Vitoria-Gasteiz im Baskenland: „Unsere volle Solidarität aus Errekaleor! Lasst uns jeden Zentimeter unserer kollektivierten Räume verteidigen.“ [Errekaleor (spanisch)]
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Esperanza haben eine Mitteilung veröffentlicht: „Ohne Strom und ohne Wasser… aber auch ohne Angst“ [AnarquistasGC (spanisch)]
Für den 2. April haben sie eine Pressekonferenz angekündigt, in der sie ihre dramatischen Situation bekannt geben. [AnarquistasGC (spanisch)]

Tschechien

Der Fall Fénix ist endgültig beendet. Das oberstes Gericht in Prag hat auch die Berufung gegen Freispruch für die des Terrorismus beschuldigten Aktivistinnen und Aktivisten abgewiesen. [kapturak]

Türkei

Das Kollektiv Anarşist Kadınlar (anarchistische Frauen) verteilte in Istanbul die Ausgabe 44 der Zeitung Meydan Gazetesi [Anarşist Kadınlar | Meydan Gazetesi (beide: türkisch)]
USA

Einige Gruppe von Autoren der Black Rose Anarchist Federation / Federación Anarquista Rosa Negra haben in einem Artikel erörtert warum es zielführender ist, soziale Bewegungen aufzubauen als auf Wahlen zu setzen. [Truth out (englisch)]

Historische Jahrestage:

Zum Auffrischen der Erinnerung: Der Monatsrückblick vom März 2017 [Bodenfrost].

Im März 1914 publiziert Margaret Sanger die erste Ausgabe ihrer anarchafeministischen Monatszeitung The woman rebel. Ziel der Herausgeberin war die Mobilisierung der Arbeiterinnen. Das Motto der Zeitung lautete „No gods, no masters“. Themen waren der Einsatz von Gewalt als ein Mittel streikender Arbeiterinnen und Arbeiter und körperliche Selbstbestimmung von Frauen, einschließlich dem Recht auf Geburtenkontrolle. [Sanger papers (englisch)]

1. März 1921: „Alle Macht den Räten – Keine Macht der Partei!“ ist das Motto der Matrosen, die sich an diesem Tag in Kronstadt gegen die Diktatur der Bolschewiki erheben. [RadicalPast | Wikipedia]
Der Aufstand der Matrosen gilt vielen als letztes antiautoritäres Aufflackern der russischen Revolution, bevor diese endgültig scheiterte. Jedoch gibt es auch zurückhaltendere Einschätzungen: [Anarchismus.at]

Am 1. März 1877 wird Milly Witkop-Rocker geboren. Die jüdische Anarchafeministin, Anarchasyndikalistin und Autorin organisierte gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Rudolf Rocker den Aufbau der FAUD (Freie Arbeiter Union Deutschlands). Sie erkannte früh die doppelte Ausbeutung und Unterdrückung der Frauen durch Kapitalismus und Patriarchat. Ihre Anregung, dass Frauen aktiv für ihre Rechte eintreten sollten, setzte sie in die Tat um und organisierte gemeinsam mit anderen Frauen den Aufbau des Syndikalistischen Frauenbunds.
Nach Machtergreifung der Nazis ging Milly Witkop ins Exil in die USA. [Wikipedia]

Am 2. März 1974 wird der Anarchist Salvador Puig Antich vom spanischen Staat auf der Garrotte zu Tode gefoltert.
Beeindruckt von den Ereignissen des Mai 1968 in Frankreich hatte sich Salvador Puig Antich entschlossen, am Kampf gegen das faschistische Regime Francos teilzunehmen.
Es gibt einen ausführlichen Text über sein Leben in der deutschsprachigen Wikipedia: [Wikipedia]

Am 4. März 1937 wird der italienische Anarchist, Theoretiker und Praktiker des Insurrektionalismus Alfredo Maria Bonanno geboren [Wikipedia].

Am 5. März 1933 verbieten die Nazis die anarchosyndikalistische Organisation FAUD (Freie Arbeiter Union Deutschlands) [Anarchismus.at]

Am 7. März 1942 stirbt die schwarze Anarchistin und Feministin Lucy Parsons. Ihr Ehemann war einer der Haymarket-Märtyrer. Sie war eine Mitbegründerin der IWW. Von ihr stammt das Zitat „Lass dich nicht dahingehend täuschen, dass die Reichen dir erlauben werden, ihren Wohlstand wegzuwählen“. Nach ihrem Tod beschlagnahmte die Polizei ihre Bibliothek von mehr als 1500 Büchern und viele ihrer persönlichen Papiere, Reden, Manuskripte, so als fürchteten sie Lucy Parsons noch über das Grab hinaus. [Anarchismus.at | IWW (englisch)]

Am 9. März 1933 werde die Räume der Geschäftskommission der FAUD in der Warschauer Straße 62, Berlin-Friedrichshain, von der Gestapo gestürmt [Anarchismus.at].

Am 10. März 1923 wird der Anarchist Salvador Seguí i Rubinat – bekannt als „El noi del sucre“ („Der Zuckerjunge“) – in Barcelona von Pistoleros erschossen, die für die Unternehmerverbände tätig waren. Bei diesem Attentat kam auch der Anarchosyndikalist Francisco Comes ums Leben. „El noi del sucre“ war Sekretär der katalanischen Regionalföderation der CNT und nahm 1919 während des Generalstreik der CNT, durch den erstmalig weltweit der 8-Stunden-Arbeitstag eingeführt wurde, eine herausragende Rolle ein. [Wikipedia]

13. März 1920: Nach einem Aufruf zum Generalstreik gegen den Kapp-Putsch stellt die anarchosyndikalistische FAUD in Sömmerda großteils den Arbeiterrat und führt die Selbstverwaltung der Stadt ein. Waffen werden zur Selbstverteidigung an die Arbeitenden ausgegeben. Das Regierungstruppen tötet 23 Menschen und nehmen 180 weitere fest, um die Stadt wieder unter staatliche Kontrolle zu bringen. [Syndikalista | Wrkclasshistory (englisch)]

Am 14. März 1952 wird nach einem gescheiterten Attentatsversuch gegen Franco der Anarchist Pedro Adrover Fuente, „El Yayo“ (der Großvater), erschossen. Geboren wurde er – je nach Quelle – 1908 oder 1911. 1936 war er Sekretär der FIJL (Federación Ibérica de Juventudes Libertarias, Iberischen Föderation der Libertären Jugend). Nach dem faschistischen Militärputsch schloss er sich der der antifaschistischen Milizionärs-Kolonne „Los Aguiluchos“ der FAI (Federación Anarquista Ibérica, Iberische Anarchistische Föderation) an. Auch nach dem Sieg der Faschisten war er weiterhin in Widerstandsgruppen aktiv. [Puerto Real CNT (spanisch)]

Am 14. März 1978 wird der Anarchist Agustín Rueda Sierra in dem Knast in Carabanchel (Madrid) von den Bullen zu Tode geprügelt. Er hatte mit einigen Mitgefangenen versucht, einen Fluchttunnel zu graben. Als dieser bemerkt wurde, wurden Agustín und die 7 anderen Beteiligten befragt und gefoltert. Agustín starb an einem traumatischen Schock, herbeigeführt durch Schläge mit einem langen, festen Gegenstand. [Wikipedia (spanisch)]

17. März 2009: Der antikapitalistische Aktivist Enric Duran wird in Barcelona festgenommen. Zwei Monate später wird er auf Kaution freigelassen. 2013 verlässt er das Land und lebt seitdem im Untergrund. Er hatte 39 spanische Banken enteignet und die Beute – fast eine halbe Million Euro – alternativen Projekten zur Verfügung gestellt. Vorgestellt wird er auch in dem 2016 angelaufenen Dokumentarfilm „Projekt A“. [Wikipedia (engl.)]

Am 18. März 1871 wird die Pariser Kommune ausgerufen. Diese sozialistische Erhebung richtete sich „gegen eine allgemein verachtete und verabscheute Regierung und erklärte Paris für eine unabhängige, freie, sich selbst verwaltende Stadt“, schrieb Peter Kropotkin. Aktiv beteiligt an der Erhebung waren auch AnarchistInnen wie beispielsweise Michail Bakunin und Louise Michel. Zwei Monate später wurde die Kommune niedergeschlagen: Bei den Kämpfen sowie den folgenden Massenexekutionen wurden 30.000 Menschen getötet. Zehntausende KommunardInnen wurden verhaftet und viele von ihnen in Strafkolonien verbannt. [Anarchismus.at]

Am 22. März 2007 stirbt Hans Schmitz. Er war Mitglied der FAUD, der Syndikalistisch-Anarchistischen Jugend (SAJD) und der Schwarzen Scharen. Nach der Selbstauflösung 1933 aller anarchosyndikalistischen Organisationen aufgrund der Machtergreifung der Nazis, leistete er weiterhin Widerstand. Es wurden antifaschistische Plakate geklebt und verfolgte Menschen über die Grenze gebracht. Hans wurde von der Gestapo festgenommen und für zwei Jahre in den Knast gesteckt. Danach wurde er gezwungen, der Wehrmacht beizutreten, wo er sich daran beteiligte, Kriegsgerät zu sabotieren. Nach dem Krieg war er Mitglied der Föderation freiheitlicher Sozialisten. In den 1990ern war er „quasi Mitglied der Düsseldorfer Ortsgruppe der FAU„. [FAU-Düsseldorf]

Am 25. März 1873 wird der Anarchist und Anarchosyndikalist Rudolf Rocker geboren. Seine „Prinzipienerklärung des Syndikalismus“ wurde als Statut der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) verstanden. 1922 nahm er maßgeblich an der Gründung der anarchosyndikalistischen Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA) teil. Nach der Machtergreifung der Nazis ging er ins Exil in die USA. [Wikipedia]

27. März 1977: In San Sebastián de los Reyes, eine Vorstadt von Madrid, beteiligen sich Zehntausende an der ersten öffentlichen Versammlung der CNT nach beinahe 39 Jahren im Untergrund aufgrund Verbots und faschistischer Repression. „Anarquía y libertad“ riefen sie begeistert. Die Hymne der CNT, „A las barricadas“, wurde gesungen. Schwarze und schwarz-rote Fahnen wehten. „Furia libertaria“, ein kurzer Dokumentarfilm von dem Ereignis: [Youtube]. Infos: [Memoriahistórica.CNT (spanisch)]

Am 31. März 1903 wird der erste Anarchist Exclusion Act verabschiedet. Das Gesetz wurde verabschiedet, um an der Einreise in die USA zu hindern „wer jede organisierte Regierung anzweifelt oder dagegen opponiert; oder wer Mitglied einer jeglichen Organisation ist oder einer solchen nahesteht, die gegenüber jeder organisierten Regierung Zweifel oder Opposition lehrt oder unterhält.“ [Wikipedia]

Termine:

Am 3. April 2018, ab 19 Uhr, geben Mona & Hummel ein Konzert im Infoladen in Wels. Das Publikum darf sich freuen auf „akustische, anarcha-punkige Liedermacher_innen Straßenmusik“. [Infoladen_Wels]

Am 4. April 2018, ab 20 Uhr, spielen die Früchte des Zorns im KTS in Freiburg. Infos über Band und das Soli-Konzert für die FAU Freiburg: [Freiburg.FAU]

Am 20. April 2018: „Unterstützt Rojava!“ Vortrag und Diskussion mit dem Anarchisten und Arzt Dr. Michael Wilk im Forum/Café im Jugendkultuzentrum in Mannheim. Michael Wilk war seit 2014 oft in Rojava und unterstützt dort die medizinische Versorgung. Veranstaltet und unterstützt wird der Vortrag von Forum, der Anarchistischen Gruppe Mannheim und der FAU Mannheim. [Anarchie-Mannheim]

26. – 28. April 2018: Anarchist-Black-Cross-Soli-Fest Nr. 6 in Wien [ABC Fest Vienna]. Gefeiert wird unter anderem das 10jährige Bestehen der Gefangenenunterstützungsorganisation Anarchist Black Cross Wien.
Grußworte von Thomas Meyer-Falk an das Festival: [ABC Fest Vienna]

Am 28. April 2018, ab 15 Uhr, zeigt das A-NeSt (Anarchistisches Netzwerk Stuttgart) im Nachbarschaftszentrum Gasparitsch (Stuttgart-Ost) beide Teile der Arte-Dokumentation „Kein Gott, kein Herr“. Zwischen den beiden Teilen gibt es Kaffee und Kuchen, nach dem 2. Teil wird die Bar geöffnet.

Anarchistische 1. Mai Demo in Dortmund [1MaiDortmund]

11. Juni 2018: Internationaler Solidaritätstag für Marius Mason und alle anarchistischen Langzeit-Gefangenen [Enough is enough 14 (englisch)]

16./17. Juni 2018: Anarchistische Buchmesse in Malmö [enough is enough 14 (englisch)]

Für Frühjahr/Sommer 2018 kündigt Auf der Suche – eine anarchistische Gruppe aus Nürnberg – eine anarchafeministische Veranstaktungsreihe an: „Für einen feministischen Normalzustand“ [Auf der Suche]

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