Anarchistischer Monatsrückblick Oktober 2018

Rückblick auf die zurückliegenden vier Wochen aus anarchistischer Perspektive. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Lieber zu viele Links als keine. Wenn nichts anderes dabei steht, sind die verlinkten Texte auf deutsch.

Einige adjektivlose Anarchist*innen

Die vergangenen vier Wochen:

Australien

Das Sekretariat der Anarcho-Syndicalist Federation meldete, dass Antonio Burgos gestorben ist. Er war der letzte noch lebende Veteran der Spanischen Revolution von 1936-39 in Australien. Geboren wurde er am 13. Mai 1918 in Alicante. Gestorben ist er am 31. Oktober 2018 in Melbourne. [ASF-IWA (englisch)]

Belarus

Der anarchistische Gefangene Dmitry Polienko ist aus dem Knast entlassen worden, meldet [Anarchists_BLR (englisch)].

Brasilien

Über 50.000 Menschen demonstrierten in São Paolo gegen den faschistischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Der Journalist Niklas Franzen berichtet live von der Demo und twitterte Fotos und Videos: [Niklas Franzen (1) | (2) | (3) | (4) | (5) | (6) | (7) | (8) | (9)]

In Porto Alegre sind einige Tage nach den Wahlen zwei Transparente aufgetaucht: „Bolsonaro é fascista. Fascismo é morte. Insurreição já!“ (Bolsonaro ist Faschist. Der Faschismus ist tot. Aufstand jetzt!) und „Há algo maior que a liberdade. É o ódio de quem a rouba de nós“ (Es gibt etwas, das größer ist als die Freiheit: Nämlich der Hass auf diejenigen, die sie uns nehmen). [ANA – Agência de Notícias Anarquistas (portugiesisch)]

BRD

Zur diesjährigen Antifa-Demonstration in Hamm unter dem Motto „Von Rechtsruck bis Nazistrukturen – Wie kalt soll es noch werden?“ kamen rund 400 Menschen. Mit dabei war ein anarchistischer Block bestehend aus circa 40 Genoss*innen von der Anarchistischen Gruppe Dortmund und der Anarchistischen Bewegung Hamm.

Anschließend ging es weiter zu Protesten gegen eine Nazi-Demo in Dortmund. Die Bullen machten dieser Nazi-Demo mit aller Gewalt den Weg frei. Eine Genossin der Anarchistischen Gruppe wurde von um sich schlagenden Bullen auf den Boden geworfen. Dabei zog sie sich eine Knochenabsplitterung zu. Noch Wochen später hatte sie Schmerzen. Berichte und Fotos: [Anarchistische Gruppe Dortmund | Anarchismus in Do].

Die Anarchistische Gruppe Dortmund und die Anarchistische Bewegung Hamm nahmen als kleiner Block an der Demo gegen das neue Polizeigesetz teil. Fotos, Video und Bericht: [AG Dortmund]

Kurz nach dem Verbot von Linksunten Indymedia, im September des letzten Jahres, veröffentlichten einigen bekennende Indymedia-Autor*innen ihre Artikel auf einer extra eingerichteten Website neu und riefen zugleich dazu auf, es ihnen nachzutun. Das LKA Berlin ermittelt gegen sie wegen Verstoßes gegen das Vereinsgesetz. [Radio Dreyeckland]

Die GaiDao – Monatszeitschrift der FdA (Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen) – ist in der Ausgabe 94 erschienen. Themen in der Oktober-Ausgabe: Ein Interview zum Aufstand in Nicaragua, Anarchistisches Sommercamp 2018 & Plena, 25 Jahre Lexikon der Anarchie, Eindrücke vom 5. Anarchist Studies Conference in Loughborough, Anarchist Black Cross Südwest, Bericht einer Anarchistin vom Wochenende im Hambacher Forst. Download, Bestellung, abonieren  oder online lesen: [FdA-IFA].

Das Anarchistische Radio Berlin hat seinen neuen libertären Podcast veröffentlicht. Ein ernster und satirischer Blick auf Ereignisse des letzten Monats aus libertärer Perspektive. Themen sind dieses Mal: Der Herbst der Besetzungen in Berlin, ein Überblick zu den neuen Polizeigesetzen, ein Rückblick zum Gefangenenstreik in den USA und die Internationale Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen 2018. Download/online hören: [Aradio]

Im monatlichen Wechsel senden die Libertäre Gruppe Karlsruhe und die FAU Karlsruhe bei Radio A Informationen rund um Anarchie und Arbeitskampf. Die Sendung vom 14.10.2018 ist nun online [Radio A].

Neben einigen Linken in Bayern interviewte Zeit auch ein Mitglied der FAU Landshut zur dortigen Landtagswahl: [Zeit]

Die FAU Dresden hat in einer ausführlichen Mitteilung erklärt, warum sie nicht mit einer trotzkistischen Organisation zusammenarbeitet [FAU Dresden].

An der Anarchistische Wanderung in Haltern am See nahmen 12 Menschen teil, so viele, wie nie zuvor. Ausführlicher Bericht und Fotos: [AG Dortmund]

Brandanschlag auf eine RWE-Niederlassung in Berlin. Laut Mitteilung auf [Indymedia]: „Dieses Feuer der Solidarität gilt der dort ansässigen RWE-Innogy-GmbH und ist Ausdruck unserer Verbundenheit, die wir mit den Besetzer*Innen im Hambacher Forst verspüren.“

In der Sendung „Kowalski & Schmidt“ berichtet der rbb über den Trend zu Kollektivbetrieben in Berlin. unter anderem kommt auch die union coop // föderation zu Wort. Der Beitrag kann in der [rbb Mediathek] angeschaut werden.

Ein Interview mit Maxi Anders über die Hausbesetzungskampagne #besetzen in Berlin: [Neues Deutschland (Bezahlsperre lässt sich wegklicken)]

Die Libertäre Gruppe Nürtingen war im Hambacher Forst, um dort den Widerstand gegen Rodungen und den Neuaufbau nach dem Räumungsversuch zu unterstützen. In ihrem Bericht erzählen sie, dass die Spuren der Räumung durch RWE und Cops noch deutlich sichtbar seien. Gleichzeitig gebe es überall Bemühungen, die Besetzungen neu aufzubauen und sogar auszuweiten. So gibt es mittlerweile auch eine Besetzung in Manheim, eines der Dörfer, die der Braunkohle weichen sollen.  „Es ist schön zu sehen, wie hier verschiedenste Menschen und Gruppen zusammen für ein gemeinsames Ziel kämpfen und dabei größtenteils auf einer anarchistischen Weise vorgehen“, resümiert die Libertäre Gruppe Nürtingen.

Mit im Gepäck hatte die LGN auch zwei Kartons mit Spenden aus dem Umsonstladen der Villa Galgenberg in Nürtingen für die Aktivist*innen im Hambacher Forst: Warme Kleidung, Isomatte, Zelt. Praktische Solidarität.

Seit Oktober hat der Umsonstladen erweiterte Öffnungszeiten: Zusätzlich zum Dienstag ist nun auch noch am Samstag geöffnet. [LibertaerNT | Umsonstladen Villa Galgenberg]

In der Silberburg in Nürtingen fand ein Solidaritäts-Konzert für Riseup statt. Es spielten die SkateAnarchos, Schwer zu Finden und – als Ersatz für die ausgefallenen Conquered Mind – Naked Hazelbeard. Zu hören waren Punk, mit und ohne Ska-Elemente, und Blues-Rock. Der Gewölbekeller der Silberburg war gut besucht.

Im Eingangsbereich an der Kasse gab es einen Stand mit Informationsmaterial zu Anarchismus.

Organisiert wurde das Konzert, wie bereits letztes Jahr, vom A-NeSt (Anarchistisches Vernetzungstreffen Stuttgart). Alle Einnahmen und Spenden des Abends werden Riseup zur Verfügung gestellt. Riseup ist ein Kollektiv, das sichere Online-Kommunikationstools zur Verfügung stellt. Die Silberburg ist eine selbstverwaltete Kneipe ohne Chef. [Facebook | Nürtinger Stattzeitung]

kA★oS München und Antisexistische Aktion München haben gemeinsam das anarchafeministische Zine „Nebenwidersprüche“ veröffentlicht. Themenschwerpunkt ist  pro choice und Schwangerschaftsabbruch. Download des Zines/online lesen: [Nebenwidersprueche]

Etc

Interviews mit David Graeber über sein neues Buch „Bullshit-jobs“ bei [N-TV] und [Tagesanzeiger].

Griechenland

Ein ausführlicher Artikel über die selbstverwaltete Fabrik VIOME in Thessaloniki ist erschienen bei [Freedom news (englisch)]. Ein weiterer Artikel ist erschienen bei [Junge Welt].

Die kanadische Botschaft in Athen hat Besuch bekommen den von dem anarchistischen Kollektiv Rouvikonas. Der Eingangsbereich wurde entglast, die Fassade mit schwarzer und roter Farbe verziert. Hintergrund der Aktion war Protest gegen die kanadische Firma Eldorado Gold Corp, die für das umweltzerstörerische Goldminen-Projekt in Skouries auf der Halbinsel Chaldiki verantwortlich ist. Video und Berichte: [th1an1 | Ekakthimerini (beide: englisch)]. Eine Mitteilung von Rouvikonas zu der Aktion: [Liveleak (englisch)]. Hintergrund zum Widerstand gegen das Goldminen-Projekt (ein Artikel vom letzten Jahr): [Untergrund Blättle].

It’s Going Down hat ein Interview mit dem anarchistischen Gefangenen Christos Tsakalos veröffentlicht. Er wurde zu 180 Jahren Knast verurteilt. Davon sitzt er gerade sein siebtes Jahr ab. Vorgeworfen wird ihm Mitgliedschaft bei der revolutionären Gruppe Conspiracy of Cells of Fire (Verschwörung der Feuerzellen). Das Interview stammt bereits von Frühling 2018.  Die Übermittlung der Antworten aus dem Knast heraus nahm jedoch einige Zeit in Anspruch. Das Interview ist das Gemeinschaftswerk von anonymen griechischen Genoss*innen und dem lokalen Radioprojekt Radio Fragmata. Das Interview: [It’s going down (englisch)]

Hambacher Forst

Die Aktivistinnen Jazzy und Winter wurden am 2. Oktober bei der Haftprüfung gegen Auflagen aus dem Vollzug entlassen. Sie waren zuvor bei Protesten gegen die Räumungen und Rodungen im Hambacher Forst festgenommen worden. [ABC Rhineland].

Am selben Tag meldeten die Medien, dass die Bullen das letzte Baumhaus geräumt haben. RWE beabsichtige einen Graben und eine Absperrung um den Hambacher Forst anzulegen. So werde die Voraussetzung geschaffen, dass ein Eindringen als Hausfriedensbruch geahndet werden kann. [Tagesschau | ZDF Heute | WDRSpiegel].

Ebenfalls an diesem Tag veröffentlichte der Ermittlungsausschuss einen Rückblick zu Repression in und um den Hambacher Forst Ende August bis Ende September [antirr].

Am 4. Oktober meldete das Anarchist Black Cross Rhineland, dass UPIII – Unbekannte Person 3, eine Aktivistin, die ihre Identität nicht preisgegeben hatte – bei der Haftprüfung entlassen wurde. Der Haftbefehl gegen sie wurde aufgehoben. [ABC Rhineland]

Am 5. Oktober verhängte das OVG Münster ein vorübergehendes Rodungsverbot für den Hambacher Forst. Die Bäume könnten dadurch bis 2020 sicher sein [WDR | RP Online | Tagesschau].

Am Morgen des 6. Oktober starteten Aktivist*innen im Zuge der Proteste gegen die Räumung des Hambacher Forst einen Versuch, das Kohlkraftwerk Neurath mit zwei Konstruktionen aus Metallstangen und Anketten zu blockieren. Die Aktion scheiterte beim Aufrichten eines Tripods, berichtete der Foto- und Videojournalist Michael Trammer [auf Twitter | auf Instagram]. Weiterer Bericht mit Fotos: [Reflektierter Bengel].

An der Kundgebung am selben Tag nahmen 50.000 Menschen teil. Es wurde Baumaterial für weitere Besetzungen in den Wald gebracht und angefangen die Gräben, die RWE angelegt hatte, wieder zuzuschütten. Die Aktivist*innen gelangten auch in den Tagebau, weswegen drei Bagger und die Förderbänder vorübergehend außer Betrieb gesetzt wurden. Über 27 Stunden seien die Besetzer dort gewesen. [Hambi bleibt | taz | Aktion Unterholz | Robert Clausen | Ende Gelände | th1an1 (englisch) | Neues Deutschland | Tagesschau | Attenzione Photographers | Neues Deutschland (Bezahlsperre lässt sich wegklicken) | Ekvidi]

Ein Foto vom Wald-Spaziergang am 7. Oktober [Enough is enough 14 (englisch)]:

Am 14. Oktober begaben sich 20 – 30 Aktivistinnen und Aktivisten in den Braunkohletagebau beim Hambacher Forst. Sie erreichten mit ihrer Anwesenheit, dass die Bagger für einige Zeit angehalten werden mussten. Sie wurden von den Cops fotografiert und aus der Grube gefahren. Live-Berichte, Fotos und Videos twitterte der Account [Hambi geht weiter]. Einen Bericht gab es auch in den [Aachener Nachrichten].

Am 19. Oktober erschien in der [taz] ein Interview mit Clumsy. Clumsy war bereits bei der ersten Besetzung des Hambacher Forsts 2012 dabei gewesen.

Am 21. Oktober besetzte ein halbes Dutzend Aktivist*innen einen riesigen Bagger in der Tagebaugrube. Erst nach 8 Stunden gelang es den Cops, die Aktivist*innen zu räumen. So lange stand der Bagger still. „No jobs on a dead planet“ stand auf einem Transparent. Ein anderes zierte ein herzförmiges Anarcho-A. Fotos, Videos und Live-Berichte: [Hambi bleibt (1) | (2) | (3) | (4) | (5) | (6) | (7) | (8) (alle: dt./engl.) | Soli fuer Hambi | Hambi geht weiter (1) | (2) | (3) | (4)Aachener Nachrichten | WDR]

Leftvision hat eine Videoreportage über den Widerstand gegen die Räumung der Baumhausdörfer und die Rodung des Hambacher Forsts veröffentlicht: [Leftvision]

Foto von einem der Finger von Ende Gelände

Bei Ende Gelände blockierten tausende Aktivistinnen für fast 24 Stunden die Gleise der Hambachbahn, mit der RWE seine Kraftwerke mit Braunkohle versorgt.

Berichte: [taz | RP online | Bento | Neues Deutschland (Bezahlsperre lässt sich wegklicken)].

Interview mit Kathrin Henneberger, der Pressesprecherin von Ende Gelände: [Zeit]

Video-Berichte/Streams: [Graswurzel.TV (1) | Graswurzel.TV (2) | Anett Selle | Mike Hudema | DW environment].

Fotos: [Anarchistische Bewegung Hamm |  Channoh Peepovicz | Jens Volle | Ende Gelände/Flickr (1) | Ende Gelände/Flickr (2) | Jannis Grosse | Michael Trammer | Infozentrale (1) | Infozentrale (2) | Infozentrale (2) | Enrique Montero | Hambi bleibt | Wij stoppen steenkool | Anja Markert | Tim Wagner | Sebastian Weiermann | Daniel Hofinger | Ende Gelände]

Indonesien

Proteste in Makassar gegen das Treffen vom Internationalen Währungsfonds  (IWF) und der Weltbankgruppe auf Bali. Mitteilung und Fotos:  [325 (englisch)]

Einige der Anarchisten, die bei Protesten am 1. Mai in Yogyakarta festgenommen worden waren und sich seitdem in Untersuchungshaft befanden, wurden freigelassen. [Enough is enough 14 (englisch)]

Mexiko

Der anarchistische Gefangene Miguel Angel Peralta Betanzos hat sich zu einem Hungerstreik entschlossen. Miguel Angel Peralta Betanzos ist eines der 7 indigenen Mitglieder der Gemeinschaftsversammlung von Eloxochitlán de Flores Magón – eine mazatekische Gemeinschaft in Oaxaca – die alle in unterschiedlichen Gefängnissen eingesperrt sind. Die Forderungen von Miguel Angel Peralta Betanzos umfassen seinen Freispruch und Freilassung aller 7 Gefangener, Aufhebung der Haftbefehle gegen weitere Mitglieder der Gemeinschaftsversammlung von Eloxochitlán de Flores Magón und Freiheit für die Eloxochitlán de Flores Magón-Gemeinschaft. Meldung: [Freedom news (englisch)]. Ein Interview mit Miguel Angel Peralta Betanzos (vom Juli 2018) [It’s Going Down (englisch/spanisch)].

Am 26. Oktober wurde Miguel Peralta schließlich zu 50 Jahren Knast verurteilt. Daraufhin brach Miguel Peralta seinen Hungerstreik ab, um Kräfte für die bevorstehenden Kämpfe zu sammeln. It’s going down veröffentlichte zwei Mitteilungen, eine von seinen Anwälten, eine von ihm selbst: [It’s going down (englisch)]

Österreich

Das Anarchist Black Cross Wien hat die Oktober-Ausgabe seines monatlichen Newsletters herausgebracht. Inhalte bei Bruchstellen #39: Der Gefängnisstreik in den USA, die 6. weltweite Solidaritätswoche für anarchistische Gefangene, ein Bericht der Rechtshilfe zu den noS20-Protesten in Salzburg, zwei Briefe von Thomas Meyer-Falk. Download/online lesen: [ABC-Wien]

Rojava

Am 6. Oktober fiel der Anarchist Şahin Qereçox (Farid Medjahed) in Deir al-Zour als er an der Hajin-Front gegen die letzte Hochburg des IS (Islamischen Staat) in Nordsyrien kämpfte. Şahin Qereçox, auch bekannt als Waka, war Aktivist beim Pont Valley Camp und bei der Waldbesetzung im Hambacher Forst gewesen, bevor nach Rojava ging, um dort als Freiwilliger auf Seiten der YPG gegen den IS zu kämpfen. [YPG Rojava | Hambacher Forst | YPG International | The base | Kurdish solidarity network | ABC Rhineland | Pont Valley Camp | Hambi Bleibt | (alle: englisch) | Oaktown im Exil]

Waka auf einem selbstgebauten Tripod in Pont Valley

Ein Gedicht von Waka, das in der vorletzten Ausgabe der Shitbarricade-Hambizeitung veröffentlicht wurde: [Hambi bleibt (dt./engl.)]

Auf dem Youtube-Kanal von RUIS wurde ein Gedenkvideo für Haukur Hilmarsson – nome de guerre: Sahin Huseyni – veröffentlicht. Auf der Seite der Internationalist commune wurde dazu auch ein Begleittext veröffentlicht. Haukur Hilmarsson war ein Anarchist aus Island, der sich über RUIS als Freiwilliger der YPG anschloss, um den IS zu zerschlagen und die Revolution in Rojava zu unterstützen. Er fiel im Februar 2018 bei der Verteidigung von Afrin. RUIS (Revolutionary Union for Internationalist Solidarity) ist eine 2015 gegründete anarchistische Milizeinheit, die Teil des International Freedom Battalion ist. [RUIS Rojava/YouTube | Internationalist commune | Wikipedia: RUIS (alle: englisch)]

Ein Interview mit Elefterya Hambi, eine ehemalige Aktivistin aus dem Hambacher Forst, die nun in Nordsyrien in den Reihen der YPJ kämpft: [ANFdeutsch]

Spanien

Der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT ist es auf auf Lanzarote gelungen, dass ihre Genossin Mónica wieder eingestellt wird. Mónica war wegen ihrer Schwangerschaft entlassen worden. [Núcleo CNT Lanzarote (spanisch)]

Die Anarchistische Föderation Gran Canaria (FAGC) hat dabei geholfen drei leerstehende Einfamilienwohnungen zu enteignen. Es sind bereits 6 mittel- und obdachlose Familien dort eingezogen, insgesamt 22 Menschen. Im Keller einer der Wohnungen entsteht eine Arbeits- und Berufs-Beratungsstelle für prekäre Gefährtinnen (die meisten davon Prostituierte), damit die Beratungen nicht mehr unter freiem Himmel stattfinden müssen. In einem anderen Keller wird die medizinische Betreuung von Migranten untergebracht. Die FAGC hatte vor wenigen Monaten ein solidarisches Hilfsnetz ins Leben gerufen, um Sans-Papiers medizinisch zu versorgen. [FAGC_Anarquista (1) | FAGC-Anarquista (2) (beide: spanisch)]

In Barcelona gab es anlässlich seines Todestages eine Gedenkveranstaltung für Francesc Ferrer. Der anarchistische Pädagoge war aufgrund erfundener Anschuldigungen zum Tode verurteilt und am 13. Oktober 1909 erschossen worden. Im parque de Montjuïc steht seit 1990 ein Monument für den Gründer der escuela moderna (moderne Schule). 2018 wurde eine Gedenktafel ergänzt. [Defensem la pública (katalanisch) | RRY (englisch/spanisch)].

Mit Streikposten vor dem Hostel Inter Plaza Mayor im Herzen von Madrid wehren sich drei Kellys – Kurzform von: Las que limpian, die Frauen, die sauber machen – gegen ihre Entlassung. Den Frauen wurde die Kündigung zugestellt, nachdem sie eine Gewerkschaftsabteilung gebildet hatten. Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft CNT begleitet nun ihren Kampf um Wiedereinstellung und hat eine Kampagne für eine Aufwertung und Besserbezahlung der Kellys angestoßen. Berichte: [Direkte Aktion | El salto diario (spanisch)]. Kurze Videos von den Streikposten: [CNT Hostalcarria (1) | (2) (beide: spanisch)]

Türkei

Ausgabe 46 der anarchistischen Zeitung Meydan ist erschienen und wurde auch wieder auf der Straße verteilt. [Meydan Gazetesi  (Twitter)(1) | (2) | (3) | (4) | (5) | (6) |  Meydan Gazetesi (Facebook)(alle: türkisch)]. Ein Online-Archiv mit allen bisherigen Ausgaben im PDF-Format: [Meydan Gazetesi (türkisch)].

USA

Der Hurrikan Michael hatte großflächige Verwüstungen in Florida angerichtet. Mutual Aid Disaster Relief beseitigte zusammen mit anderen Gruppen in Frenchtown (Tallahassee) Müll und Trümmer von den Straßen. Im Verlauf dieser Aufräumaktion verteilten sie auch Wasser, Sandwiches und Snacks und führten Gespräche. Dabei erlebten sie auch Akte gegenseitiger Hilfe durch die Nachbarn: So schlossen sich spontan Menschen an, um bei den Aufräumarbeiten mitzuhelfen.

Mutual Aid Disaster Relief (Gegenseitige Katastrophenhilfe) ist nach Selbstbeschreibung ein „Graswurzel-Netzwerk, das Katastrophenhilfe leistet, basierend auf den Grundlagen der Solidarität, gegenseitigen Hilfe und der autonomen direkten Aktion.“

Bericht und Fotos: [Mutual Aid Disaster Relief (1) | Mutual Aid Disaster Relief (2) |  It’s Going Down (alle: englisch)]

Der Zine-Vertrieb Sprout Distro hat einen Überblick über anarchistische Zines und Flugblätter gepostet, die im September veröffentlicht wurden: [Sprout distro (englisch)].

Historische Jahrestage:

Zum Auffrischen der Erinnerung – der Anarchistische Monatsrückblick vom Oktober 2018: [Bodenfrost]

Am 1. Oktober 1886 erscheint die erste Ausgabe der anarchistischen Zeitung Freedom. Gegründet wurde sie in London. Unter den Freiwilligen, die für sie schrieben, war auch Peter Kropotkin. Die gedruckte Ausgabe erschien bis 2014 erst zweiwöchentlich, dann monatlich. Eine Online-Version gibt es weiterhin. Außerdem erscheinen seit 2017 wieder zwei gedruckte Ausgaben pro Jahr. [Wikipedia (englisch)].
Archivierte ältere Ausgaben als PDF: [Pzacad.Pitzer (englisch)].
Spendenkampagne für das Verlagsgebäude und den gleichnamigen Buchladen in London: [Gofundme (englisch)].

Am 3. Oktober 1993 nahm sich die griechische anarchistische Dichterin Katerina Gogou das Leben. Kurz-Biographien: [Libcom | Wikipedia]. Ein Gedicht von ihr in deutscher Übersetzung: [Anarchismus.at]. Ein weiteres Gedicht, „I defend ANARCHY“, in englischer Übersetzung: [rabid proletarians].

4. Oktober 1969: Die Weathermen sprengen das Polizeidenkmal auf dem Haymarket in Chicago in die Luft [Autonome Geschichte/Twitter].

6. Oktober 1970: Der frisch fertiggestellte Neubau des Polizeidenkmals auf dem Haymarket wird erneut gesprengt [Autonome Geschichte/Twitter].

Die Denkmäler standen im Zusammenhang mit den Streiks und Protesten um den 1. Mai 1886 für den 8-Stunden-Arbeitstag. Zahlreiche Arbeiter wurden dabei von der Polizei erschossen [Wikipedia].

Am 9. Oktober 2014 stirbt Loukanikos („Wurst“), friedlich und im Schlaf. Bekannt wurde der streunende Anarcho-Hund dadurch, dass er sich 2010 bis 2012 während der Krisenproteste in Athen auf die Seite der Demonstrierenden schlug und sich den riot cops entgegen stellte. 2012 wurde er adoptiert und zog sich auf sein Altenteil zurück. Fotos: [Libcom (englisch)]. Infos: [Telepolis | Guardian (englisch)]

10. Oktober 2015: Bombenanschlag auf eine gewerkschaftliche Friedensdemonstration in Ankara (Türkei). Unter den 128 Menschen, die dabei ihr Leben verlieren, befindet sich auch der Anarcho-Syndikalist Ali Kitapçı. Solidaritäts-Statement der [FAU]. Bericht über Beerdigung und Gedenkveranstaltung: [FAU]. Fotos von einer anarchistischen Gedenkdemo in der Türkei zwei Jahre nach dem Anschlag: [Revolución Real Ya/Twitter (spanisch)]. Ein Interview mit der Anwältin der Opferfamilien: [taz gazete].

Am 13. Oktober 1909 wird der libertäre Pädagoge Francesc Ferrer i Guàrdia in Barcelona erschossen. Ferrer war der theoretische und praktische Begründer der Escuela Moderna, der an anarchistischen Idealen ausgerichteten Modernen Schule.

Verhaftet wurde er unter dem Vorwand, an Auständen beteiligt gewesen zu sein. Ein Militärgericht veruteilte ihn zum Tode, ohne ihm die Gelegenheit zu geben, sich zu verteidigen oder Zeugen zu seiner Verteidigung aufzurufen. Seine letzten Worte waren „¡Soy inocente! ¡Viva la Escuela Moderna!“, ich bin unschuldig, es lebe die neue Schule! [Wikipedia]

Am 17. Oktober 1892 stirbt der jiddischsprachige Schriftsteller und Anarchist David Edelstadt. Er gehörte zur ersten jüdischen anarchistischen Gruppe in New York City, Pionire der Frayhayt (deutsch: Pioniere der Freiheit). Er redigierte die anarchistische Zeitschrift Wahrheit und war Mitarbeiter und Chefredakteur der Freien Arbeiter Stimme, die  am längsten erscheinende anarchistische Zeitschrift in jiddischer Sprache. Aufgrund der miserablen Arbeitsbedingungen infizierte sich David Edelstadt mit Tuberkulose und starb mit nur 26 Jahren. [Wikipedia | Libcom (englisch)].

Am 19. Oktober 1907 erscheint in Spanien die erste Ausgabe der Zeitung Solidaridad Obrera (Arbeitersolidarität). Die Solidaridad Obrera ist Sprachrohr der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT aus der Region Katalonien und Balearen. [Wikipedia (englisch)]

Am 19. Oktober 2000 stirbt die Fotografin Kati Horna. Während des spanischen Bürgerkriegs arbeitete sie als Fotojournalistin für Zeitschriften der anarchosyndikalistischen CNT, der Anarchistischen Föderation Iberiens (FAI) und der anarchafeministischen Organisation Mujeres Libres.
Nach der Niederlage der Antifaschisten floh Kati Horna zunächst nach Frankreich, schließlich nach Mexico. Ihr gelang es bei der Flucht vor den Faschisten nur einen Karton voll mit Negativen zu retten. Der größte Teil ihrer fotografischen Dokumentationen gilt aus diesem Grund als zerstört oder verloren.
Kati Horn blieb Zeit ihres Lebens der anarchistischen Idee und Bewegung verbunden. [Graswurzel Revolution | Wikipedia (englisch) | Mecd.gob | Portal Oaca (beide: spanisch)].

Am 21. Oktober 1949 wird der Anarchist Miguel García verhaftet. Während des spanischen Bürgerkriegs kämpfte er in den anarchistischen Milizen. Auch nach der Niederlage 1939 blieb er Teil eines antifaschistischen Widerstandsnetzes.

Nach seiner Verhaftung wurde er erst zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde später zu 20 Jahre Knast umgewandelt. 1969 kam er frei und zog nach London. Dort engagierte er sich zusammen mit dem schottischen Anarchisten Stuart Christie in der Gefangenenhilfsorganisation Anarchist Black Cross. [Wikipedia | Libcom (englisch)]

Am 23. Oktober 1903 wird der englische Anarcho-Kommunist John Turner nach einem Vortrag in New York City festgenommen. Er sollte zum ersten werden, der aufgrund des 1903 erlassenen Anarchist Exclusion Act aus den USA abgeschoben wurde. [Working class history | Wikipedia (beide: englisch)]

Am 28. Oktober 1879 wird Luisa Capetillo geboren. Die Autorin, Anarchistin und Feministin war die erste Frau auf Puerto Rico, die in der Öffentlichkeit Hosen getragen hat. Wegen des Tragens von „Männerkleidung“ wurde Luisa Capetillo in Kuba und Puerto Rico verhaftet. Am 10. Oktober 1922 starb sie. [Wikipedia | Libcom (englisch)]

Am 31. Oktober 1921 wird der 15-jährige Anarchist Anteo Zambon nach gescheitertem Attentat auf Mussolini von Faschisten gelyncht [Wikipedia].

Termine:

Die anarcho-syndikalistische Gewerkschaft CNT hat den Libertären Herbst 2018 (Otoño Libertario 2018) ausgerufen. Zwischen dem 26. Oktober und 25. November sind zahlreiche Veranstaltungen in Madrid geplant. Das Programm: [Otoño libertario (spanisch)]

2. November 2018, ab 20 Uhr:  Kneipenabend vom A-NeSt (Anarchistisches Vernetzungstreffen Stuttgart) im Stadtteilzentrum Gasparitsch in Stuttgart-Ost.

20. November 2018: Info- und Diskussionsveranstaltung „Ausbruch – Aufbruch – Anarchie“ im P8-Café in Karlsruhe [Libertäre Gruppe Karlsruhe].

29. November – 2. Dezember 2018: Die erste Anarchistische Buchmesse in Umeå in Schweden [Enough is enough 14 (englisch)]

1. Dezember 2018: Anarchistische Buchmesse in Manchester [ManchesterⒶBookfair (englisch)]

7. Dezember 2018, ab 20 Uhr:  Kneipenabend vom A-NeSt (Anarchistisches Vernetzungstreffen Stuttgart) im Stadtteilzentrum Gasparitsch in Stuttgart-Ost.

13.12. 2018: Anti-Rep-Solidaritäts-Konzert mit zwei Bands in der Villa Galgenberg in Nürtingen

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  1. Anarchistischer Jahresrückblick 2018 | Bodenfrost - 31. Dezember 2018

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